Arsenal FC vs Tottenham Hotspurs

Joern Lutter an der Stamford Bridge in London

Autor: Jörn Lutter
Veröffentlicht: 17.02.2022

Veröffentlicht in Fussball Derbys

Das Nord-London Derby - Arsenal vs Spurs

Das Nord-London Derby (North London Derby) in der Premier League sorgt in der Regel für spannende Begegnungen, bietet durchweg exzellenten Fußball und holt das Beste (gelegentlich aber auch das Schlechteste) aus beiden Teams und deren Fans heraus. Wie intensiv ist jedoch die Rivalität zwischen den Fans?

Die Feindseligkeit zwischen Arsenal und Tottenham Hotspur hat einige besondere Zutaten. Viele Fußballderbys sind rein von der geografischen Nähe geprägt – Fans sind von Natur aus „Stammesangehörige“ und hassen andere Teams einfach nur aufgrund der Tatsache, dass sie in der gleichen Nachbarschaft spielen. Im Fall von Arsenal und Spurs steckt allerdings etwas mehr dahinter.

Die Anfänge der Rivalität zwischen Arsenal und Tottenham

Die Rivalität zwischen den beiden heutigen Premier League Clubs hat politische Ursachen. Obwohl sich die Vereine 1887 zum ersten Mal trafen, entzündete sich ihre Rivalität erst 1913. Damals zog Arsenal von seinem ursprünglichen Standort südlich der Themse in Plumstead nach Highbury und drang so in das ein, was Tottenham als sein Territorium ansah. Trotz der Tatsache, dass Arsenal in der unteren Division war, trafen sich die beiden Mannschaften während des Ersten Weltkriegs regelmäßig in lokalen Wettbewerben, was die unvermeidliche Rivalität förderte.

1919 eskalierten die Dinge jedoch. Nach dem Krieg wurde beschlossen, die First Division um zwei Mannschaften von 18 auf 20 Teams zu erweitern. Die Liga hielt eine Mitgliederversammlung ab, um zu entscheiden, wer aufgenommen werden würde. Chelsea und Tottenham, die die Saison in der First Division auf den Plätzen 19 und 20 beendeten, sollten eigentlich dem Abstieg entgegen. Die ersten beiden der zweiten Liga stiegen ebenfalls auf. Doch Arsenal, das nur den sechsten Platz belegt hatte, bewarb sich dennoch um einen Platz in der First Division.

Und tatsächlich schlug Arsenal die Spurs bei der Kampfabstimmung und die beiden Vereine tauschten dadurch die Ligen. Arsenal war so nicht nur in das Territorium von Tottenham eingedrungen, sie haben auch vorübergehend die sportliche Vormachtstellung eingenommen.

Die Herabstufung der Spurs dauerte jedoch nicht lange; Sie kehrten in die höchste Spielklasse zurück, nachdem sie 1920 den Titel in der zweiten Liga gewonnen hatten. Danach gewannen die Derbys zunehmend an Brisanz. Die Spurs Fans hegten gegenüber Arsenal einen verständlichen Groll.

Das ist jedoch über 100 Jahre her, und viele der heutigen Fans sind sich der Details dieser Geschichte nicht einmal vollständig bewusst. Während der Einzug von Arsenal in das Gebiet von Tottenham der ursprüngliche Grund für die Meinungsverschiedenheit gewesen sein mag, hat sich die Geschichte seitdem zweifellos weiterentwickelt.

Ein junger Gooner vor dem Spiel Arsenal gegen Tottenham Hotspur 1934

Ein junger Gooner vor dem Spiel Arsenal gegen Tottenham Hotspur Football Club Spiel im Highbury Stadium in London. 20. Oktober 1934

Arsenal - Tottenham Hotspur 4:4 (First Division, 1963-64)

Die frühen 1960er Jahre stellen die glorreichste Zeit in der Geschichte von Tottenham dar, und unter Bill Nicholson gewannen sie 1960/61 ein Double aus Liga und FA Cup, 1961/62 den FA Cup und 1962/63 den Pokal der Pokalsieger. Sie hatten in diesen Spielzeiten vier gewonnen und eines der fünf Derbys in Nord-London unentschieden gespielt. Aber es gab Anzeichen dafür, dass die Gunners zum Zeitpunkt ihres ersten Aufeinandertreffens in der Saison 1963/64 auf dem Weg zurück waren.

Spurs war vor diesem Treffen im Oktober mit einem Spiel in der Hand Zweiter in der Tabelle gewesen; Obwohl Arsenal drei seiner ersten vier Spiele verlor, lag er auf dem sechsten Platz nur einen Punkt zurück. Auf die Frage, ob die Gunners bereit seien, seine Mannschaft herauszufordern, sagte Nicholson: „Herausforderung? Herausforderung? Was meinst du mit Herausforderung? Ich mache mir keine Sorgen um andere Clubs.“

Das Spiel, das fast genau ein Jahr nach einem spannenden 4:4-Unentschieden in der White Hart Lane stattfand, sah Highburys höchste Besucherzahl seit einem Jahrzehnt, als 67.986 Fans durch die Tore strömten. Über weite Strecken des Spiels sah es so aus, als würden die heimischen Fans enttäuscht werden: Die Spurs waren die deutlich bessere Mannschaft und führten fast die gesamte zweite Halbzeit mit 4:2.

Fünf Minuten vor Schluss schoss Joe Baker den 3:4 Anschlusstreffer bevor Geoff Strong 20 Sekunden vor Schluss eine Ecke zum vielumjubelten Ausgleich einköpfte.
"Dies war ein Fußballmoment, der die Erleichterung von Lucknow und Mafeking vereinte, aber das volle Dram ging nach Spielschluss wieter", schrieb Desmond Hackett im Express. "Der „kampferprobte“ Bobby Smith von Tottenham griff Schiedsrichter Dennis Howell aus Birmingham verbal an und protestierte, dass Torhüter Bill Brown festgehalten wurde, als Geoff Strong das Tor „einschmuggelte“. Smith wurde verwarnt, weil der Schiedsrichter sagte, er würde "nicht die Klappe halten", worauf der Stürmer entgegnete: "Wenn er mich vor den FA bringen will, bin ich mehr als bereit."

White Hart Lane 20. Januar 1968: Ariel und George Graham von Arsenal (Nr. 9) im

White Hart Lane 20. Januar 1968: Ariel und George Graham von Arsenal (Nr. 9) im Luftkampf mit David Mackay und Alan Gilzean (rechts) von Spurs

Verräter Sol Campbell

Als Pat Jennings 1977 von Tottenham zu Arsenal wechselte, war dies zwar eine unpopuläre Entscheidung, aber eine, die die Spurs-Fans relativ verkraften konnten – und das nicht nur, weil sie glaubten, dass der Torhüter sich dem Ende seiner Karriere näherte.

Als Sol Campbell jedoch 2001 den gleichen Schritt machte, erzürnte er die Tottenham-Fans. Beleidigungen wurden gemacht, Fanartikel und Trikots wurden verbrannt und Campbell wurde von den Spurs-Fans seitdem als Persona non grata betrachtet. Bei seiner ersten Rückkehr an die White Hart Lane spielte Sol Campbell trotz des enormen Drucks und unter konstanten Buh-Rufen und Beleidigungen seitens der Spurs Fans, laut Trainer Arsene Wenger eines seiner besten Fußball Spiele im Dress von Arsenal. Das Spiel endetet 1:1.

Sol Campbell mit dem Premier League Pokal 2002 im Arsenal Dress

Sol Campbell mit dem Premier League Pokal 2002 im Arsenal Dress

St Totteringham’s Day

Zum Ende der 1990er und dem Beginn der 2000er Jahre war Arsenal zu einer festen Größe unter den Top 4 Vereinen der Premier League geworden und gewann u.a. 1998, 2002 und 2002 die Englische Meisterschaft und spielte regelmäßig in der Champions League. Tottenham war zu dieser Zeit nur Mittelmaß und das Erreichen der Europa League konnte schon als Erfolg angesehen werden.

Arsenal-Fans freuen sich jede Saison auf den sogenannten „St Totteringham’s Day“, dem Tag an die Spurs rechnerisch Arsenal in der Tabelle nicht mehr überholen können. Unter der Trainer Legende Arsene Wenger feierten die Gunners Fans diesen Tag von 1995 an über 20 Mal. Erst 2017 gelang es Tottenham das erste Mal seit langen wieder vor Arsenal in der Tabelle zu stehen.

Neue Stadien – neuer Erfolg?

Zu Beginn des 2000er entschied sich Arsenal für den Bau eines neuen Stadions und zog 2006 von dem altehrwürdigen Highbury ins Emirates Stadium um. Dies schien Arsenal allerdings nicht gut getan zu haben, denn im Stadion konnte der Club bisher die Premier League nicht ein einziges Mal mehr gewinnen und in den letzten Jahren mussten sich die Arsenal mit sportlichen Mittelmaß anfreunden.

Das heutige Emirates Stadium von Arsenal FC

Das heutige Emirates Stadium von Arsenal FC

Dafür konnte Tottenham in den letzten Jahren sportlich aufholen und war in der Liga am Ende meist erfolgreicher als der unbeliebte Nachbar. Auch Tottenham baute ein neues Stadion. An alter Stelle an der White Hart Lane entstand das neue Tottenham Stadion mit über 60.000 Sitzplätzen. Ein echtes Schmuckstück und atmosphärisch etwas besser als seine Konkurrent im knapp 7 Kilometer entfernten Holloway. Die Spurs nennen das Emirates Stadium von Arsenal hämisch "Library" (Bücherei) in Anspielung auf das sich reimende Highbury und die in Ihren Augen und Ohren schlechte Stimmung bei Heimspielen von Arsenal.

Das neue Tottenham Hotspur Stadion an der White Hart Lane

Das neue Tottenham Hotspur Stadion an der White Hart Lane

Die Anhänger beider Clubs stammen aus einer sehr ähnlichen sozialen Demografie. Es ist auch keine Rivalität, die auf religiöse Unterschiede wie beispielsweise bei Celtic und Rangers basiert.

Trotzdem wurden die Begegnungen zwischen den beiden Teams von einigen unappetitlichen Zwischenfällen unterbrochen. In den 1970er und 1980er Jahren wurde Tottenham wegen der großen jüdischen Gemeinde, die in dieser Gegend existiert, von einigen antisemitischen Gesängen angegriffen. Dies hat dazu geführt, dass viele Spurs-Fans den Begriff „Yid“ kontrovers als Zeichen des Stolzes zurückforderten. Für die meisten Fans spielt dieses Thema aber bei der Rivalität keine Rolle, denn auch Arsenal auch eine bedeutende jüdische Fangemeinde. Wahre Fans wissen, dass es bei dieser Rivalität in erster Linie um den sportlichen Wettbewerb auf dem Platz geht.

Wenn also Derby Day in Nord London angesagt ist, elektrisiert es die Massen und sorgt für Spannung und Atmosphäre auf den Rängen und den unzähligen Pubs rund um beide Stadien. Egal ob es im Emirates Stadium Arsenal FC vs Tottenham Hotspur heißt oder einige Kilometer entfernt im Tottenham Stadium zum Spiel Tottenham Hotspur vs Arsenal FC kommt.


Finden Sie unsere Beiträge interessant?
Bleiben Sie informiert und sichern sich einen Gutschein-Code.

Verpassen Sie keine neuen Beiträge.. Melden Sie sich für unseren kostenlosen Newsletter an und erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein-Code über 20,- € für Ihre erste Bestellung.