Aus der Serie „Ja, mir san mit'm Radl da“. Auf der Playlist für künftige NFL Draft Reisen hat besagter Schlager, dessen Melodie sie in den USA als Gospel-Version („Just over in the Gloryland“) kennen, neuerdings eine Daseinsberechtigung. Musikalischer Trigger dafür: Ein radelnder Commissioner Roger Goodell, der mit einer Bike-Crew um Rap-Star Lil Wayne den NFL Draft 2025 eröffnete.
Vor den (obligatorischen) Buh-Rufen aus der Menge, wo sich auch wieder einige NFL Draft Reisegruppen mit deutschen Flaggen bemerkbar machten, schützte ihn selbst der als Hommage an den NFL Draft Gastgeber (Green Bay Packers) gedachte Auftritt nicht. Drei Tage, sieben Runden und 257 Picks später schlägt der Zorn innerhalb der NFL Community auf andere um. Analysieren wir also die Gewinner und Verlierer beim NFL Draft 2025:
NFL Draft 2025: Die Gewinner

Generationstalent und Attraktion für die NFL London Games: Travis Hiunter
Baltimore Ravens
Wer über die Ravens spricht, landet beim auf dem Papier am besten ausbalancierten, aber noch ungekrönten Roster der NFL. Die simple Aufgabe für GM Eric DeCosta bei - abgesehen von einem Deep Safety Partner für Kyle Hamilton - wenig klaren Needs: Das Fenster für eine Super Bowl Reise ein weiteres Jahr offen halten.
Hierfür sorgen Malaki Starks als Top-Talent und Defensive Playmaker einer ansonsten wenig tiefen Safety-Klasse sowie Offensive Tackle Emery Jones Jr., der zunächst einen Platz im inneren Teil der O-Line finden dürfte. Erweisen sich die charakterlichen Bedenken bei Zweitrunden-Pick Mike Green angesichts der tief verankerten Team-Identität im Rabennest von Maryland als unproblematisch, kann sich DeCosta mit einem in vielen Big Boards gelisteten Top 20-Spieler rühmen.
Jacksonville Jaguars
Cam Ward, Travis Hunter, Abdul Carter - die Top 3 dieser Draft-Klasse schien manifestiert und sollte auch in exakt dieser Reihenfolge vom Board gehen. Wohlgemerkt mit einem „Schönheitsfehler“: Jacksonville gewann das im Hintergrund des First Pick-Announcements laufende Uptrade-Wettbieten (von #5 auf #2) um das Generationstalent aus Colorado und wird bei der jährlichen NFL Reise London eine Attraktion aufbieten, die es in der NFL nie zuvor gegeben hat.
Als Nummer 1 gerankter Cornerback schnappt sich Hunter die Bälle vom Gegner, in der Offense trägt er sie als Receiver zum Touchdown. Es mag Stimmen geben, wonach der Trade-Partner aus Cleveland mit je einem First (2026) und 2nd Rounder (Quinshon Judkins) langfristig besser dastehe.
Nur der Gedankengang vom reinen Trade- zum Draft-Gewinner geht angesichts der fehlenden Linie an den Tagen 2 und 3 letztlich nicht auf. Hierbei besitzen vor allem Jags-Picks wie Caleb Ransaw (Cornerback) und Wyatt Milum (Offensive Tackle) vergleichsweise mehr Upside.
Robert Saleh
Was haben die ersten fünf Draft-Picks der San Francisco 49ers gemeinsam? Zum zweiten Mal seit 1981 steckte das Front Office des sechsmaligen Super Bowl-Champions jeden davon in die Defense. Oder anders ausgedrückt: Robert Saleh wurde bei seiner Rückkehr in die Bay Area jeder Wunsch von den Augen abgelesen.
Ob der Defensive Coordinator eine ähnliche starke Unit wie in seiner ersten Amtszeit (Dreimal NFC Championship Game und Einzug in den Super Bowl LIV) formt, bleibt abzuwarten. Aufhorchen lässt jedoch eine Kombination: Mykel Williams aus der Defense-Talentschmiede der Georgia Bulldogs läuft künftig an der Seite von Nick Bosa (Defense Player of the Year 2022) auf!
NFL Draft 2025: Die Verlierer

Pittsburgh Steelers: Statt den Picks sorgten eher die Fans für Euphorie beim Draft-Weekend in Green Bay
Pittsburgh Steelers
Im letztjährigen NFL Draft hatte ich die Mannen aus „Steel City“ noch unter den drei Gewinnern einsortiert. Ironischerweise handelten Mike Tomlin und Co. diesmal nicht großartig anders. Fokus auf die D-Line, Typus Schrankwand und Kraftwürfel.
Wenn dann der zweite Top 100-Pick für einen Runningback (Kaleb Johnson) geopfert und die QB-Wahl bis zur vorletzten Runde hinausgezögert wird, steht Pittsburgh vor einem Wagnis. Führt der als besserer Backup angesehene Spielmacher Will Howard das Team zur ersten Losing Season der Tomlin-Ära oder sehen wir bei der NFL Dublin Reise in den Croke Park etwa Drama-Queen Aaron Rodgers im schwarz-goldenen Jersey? Womöglich sogar beides!
Shedeur Sanders
Runde 1? Fehlanzeige! Öffentliche Statement von Präsident Donald Trump an die Teams? Gekonnt ignoriert! Erst an 144. (!) Stelle fand die Draft-Soap um Shedeur Sanders ihr Ende. Naja fast: Einen Fake-Anruf aus Atlanta musste der bemitleidenswerte Spielmacher als Abschluss-Pointe auch noch über sich ergehen lassen.
Davon ab, hat sich Sanders den Absturz in Runde fünf und den damit einhergehenden Verlust von 13 Mio. $ im Rookie-Vertrag größtenteils selbst zuzuschreiben. Das Showbiz-Gen seines Vaters Deion „Primetime“ Sanders scheint um Längen ausgereifter als Wurfarm und andere Skills.
Detroit Lions
Seit der krachenden Playoff-Niederlage gegen die Washington Commanders (31:45) trägt Detroit den Stempel als One and Done-Team mit sich herum. Die bisherige Off Season sowie nunmehr auch der Draft werfen die Frage auf, ob das Motown-Mojo nun endgültig abhanden gekommen ist?
Tyleik Williams als First Round-Pick überraschte nahezu alle Draft-Analysten. In der Folge tradete das Front Office teilweise aggressiv durch das Board, darunter 32 Spots für einen Projekt-Receiver wie Isaac TeSlaa. Auch, wenn die Lions durchaus Erfolg mit dieser Draft-Strategie hatten, könnten derartige Reaches irgendwann nach hinten losgehen.