NFL London Reise: Wie Tottenham zum Zweitwohnsitz der NFL Stars wurde

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Author: Dominik Sander
Published: 06.06.2024

Veröffentlicht in NFL,

Ein Full English Breakfast, bitte! Aus Sicht eines Football-Fans bei einer NFL London Reise heißt das so viel wie: Fliegende Eier beim Double Header in Tottenham und - als Side Dish der deftigen Sorte - den Mythos Wembley in sich aufsaugen. Wer regelmäßig unsere Reise-Pakete inklusive NFL London Games Tickets nutzt, hat sich bestimmt schon einmal die Frage gestellt: Wembley oder Tottenham - was ist das Lieblingsstadion der NFL Stars auf der Insel?

Am höchsten Punkt - höher als selbst die treffsichersten NFL-Kicker wie Justin Tucker (Baltimore Ravens) das Ei je treten könnten - wacht das Wappentier. Ein Hahn, viereinhalb Meter hoch und aus Bronze gegossen. Hier, auf der kleinen Plattform am „Golden Cockerel“, hatten die geschätzten Kollegen von RTL im Vorjahr die Übertragung zu Buffalo Bills vs Jacksonville Jaguars (hier die Highlights ansehen) in Tottenham gestartet. Ein vor allem im vierten Quarter mitreißendes Spiel mit vier Touchdown-Drives am Stück.

Hängengeblieben sind mir vom 25:20-Erfolg der Jaguars ebenso die Lobeshymnen, die auf die Bedingungen und das Feeling im milliardenteuren Fußball-Tempel in London gesungen wurden. Wohlgemerkt auch von den unterlegenen Bills. Schon bei der NFL-Premiere 2019 befand der zweifache Super Bowl-Sieger Shaquil Barrett (damals Tampa Bay Buccaneers): „Tottenham ist der beste Ort, an dem ich je Football gespielt habe. Vom Design her übertrifft es sogar viele Stadien, die wir in den USA haben.“

Vom Rasen bis zur Kabine: Tottenham gleicht dem Goldstandard der NFL

Hört sich das nach gekünsteltem PR-Gelaber an? Mitnichten! Ähnlich wie bei der 65 Meter langen „Goal Line Bar“ dachten die Architekten auch beim Locker Room groß. Groß à la NFL-Maße. 53 Spieler und damit mehr als zwei komplette Fußball-Mannschaften inklusive Einwechselspieler kommen hier unter. Quarterback Jared Goff hob bei seinem Gastspiel mit den LA Rams seinerzeit die Spielfläche hervor. Der amerikanische Turf-Goldstandard hier: Kunstrasen!

Unter der Südtribüne lagernd, kann die NFL-Spielfläche binnen 25 Minuten gegen den Naturrasen ausgetauscht werden. Technik, die begeistert und den Londoner Norden zu einem Zweitwohnsitz der US-Liga macht. Im Oktober steigen bereits die NFL-Spiele sieben und acht im Schmuckkästchen der Spurs (mehr zu Fußball-Reisen Tottenham Hotspur). Bis zum Ablauf des Deals (2030) dürfte Tottenham gegenüber dem Wembley Stadium (23 Spiele bis 2023) nicht nur quantitativ aufgeholt haben.

Hierher werden bei der Ausarbeitung des NFL Spielplans (mehr über die Must Watch-Games der Regular Season 2024) eben auch die aus sportlicher Sicht attraktivsten Duelle vergeben. Dahingehend mein Travel-Tipp für eine NFL London Reise: New York Jets vs. Minnesota Vikings! Ein „No Brainer“, wie die Amerikaner zu sagen pflegen. Nicht ausschließlich, aber vor allem wegen Aaron Rodgers!

Wegweisende NFL London Reise für Aaron Rodgers

Für den viermaligen MVP, der im Alter von 40 Jahren im grünen Teil des Big Apple zwischen Bruchlandung und einem „Last Dance“-Moment wandelt, haben die Spielplan-Macher fortan die Primetime-TV-Spots reserviert. Nicht zweimal, nicht drei- oder viermal. Stolze sechs (!) Jets-Spiele laufen einzeln und zur besten amerikanischen Sendezeit bei „Sunday Night Football“, „Monday Night Football“ oder "Thursday Night Football“. Darüber hinaus lässt die NFL International Series die Rivalität zwischen den Minnesota Vikings und dem vorherigen Quarterback der Green Bay Packers neu entflammen.

Im Zuge ihrer NFL London Reise haben die „Wikinger“ an der Grenzregion zu Kanada über 6000 Flug-Kilometer vor sich. Im Gepäck: Rookie-QB J.J. McCarthy, der wie ein Quarterback bezahlte Star-Receiver Justin Jefferson (Durchschnittsgehalt des neuen Vertrags: 35 Millionen US-Dollar pro Jahr) sowie eine makellose London-Bilanz. Egal ob im Wembley (34:27 gegen die Pittsburgh Steelers), dem als Rugby-Tempel bekannten Twickenham Stadium (33:16 gegen die Cleveland Browns) oder zuletzt beim 28:25-Erfolg über die Saints in Tottenham - überall fühlt sich das Team wohl und zelebriert mit seinen Fans den auch aus dem Fußball bekannten "Viking Clap"!

Very british im Sunshine-State: Jaguars als Dauerbrenner

Wer in der zweiten oder dritten Oktober-Woche nach London reist, erlebt mit den Jacksonville Jaguars das inzwischen britischste Team der USA. Zum nunmehr elften Mal seit 2013 gastieren die eigentlich im Sunshine-State Florida beheimateten Jags in London, im zweiten Jahr in Folge für ein Back to Back-Game außerhalb der Heimat. Week 6 gegen die Chicago Bears verspricht einen - um nochmal auf den Eyecatcher auf dem Stadiondach zurückzukommen - „Hahnenkampf“ zweier gehypter Talente. Hier Trevor Lawrence, der Nummer 1-Pick aus dem NFL Draft 2021. Dort der drei Jahre später an gleicher Stelle gedraftete Caleb Williams.

Seinen ersten von - so glauben einige Bears-Anhänger - vielen NFL-Rekorden stellte der 22-Jährige übrigens schon vor dem allerersten Snap auf: Die meist verkauften Jerseys am Tag nach dem Draft! Die größte Kulisse mit bis zu 86.000 Zuschauern garantiert wiederum das Wembley-Duell zwischen den Jaguars und den New England Patriots. Größte Kulisse verheißt zwar nicht automatisch die beste Stimmung. Doch sprechen wir über Patriots, dann reden wir auch von einer der aktivsten Fan-Communities in ganz Europa.

Viele der Anhänger, die bei der letztjährigen NFL International Series Reise des sechsfachen Super Bowl-Champions einen viralen Fan-Marsch inklusive Marching Band zum Deutsche Bank Park (Frankfurt) initiiert hatten, reisen auf die Insel. Als erster Anlaufpunkt vieler NFL Fans gilt hier der Trafalgar Square, der schon am Abend vor einem Spiel in den Farben der beiden Teams erstrahlt. Elf U-Bahn-Stationen sind es via Charing Cross und Baker Street bis zum Wembley Stadion. Alle, die nicht in NFL London Travel-Gruppen unterwegs sind, finden auf der Tailgate-Party in Windeseile Anschluss. Und ja: Diese gelebte Tradition in den USA beginnt am Gameday (9:30 Uhr Ortszeit), wenn andere noch beim Full English Breakfast sind…

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Über den Autor: Touchdown-Feuerwerk in "Mainhatten", Step Back Three im TD Garden oder Krimi on Ice im Rogers Place - hier ist Dominik Sander in der Regel hautnah dabei. Als US Sport-Nerd verfolgt er nicht nur die NFL, NBA und NHL schon über zehn Jahren, sondern kennt auch die sehenswertesten Stadien der Teams. Seine Travel-Erfahrungen und Insider-Tipps gibt Dominik als freier Mitarbeiter von "die-fussballreise.de" weiter.

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