Premier League Offside – Folge 23:

Ronaldo ist schon da und eine Fußballreise nach England respektive Manchester United lohnt sich jetzt noch mehr. Denn der englische Fußball hat ein neues Glamour-Paar. Es sind Ralf Rangnick (63), neuer Trainer bei Manchester United, und die mondäne Mexikanerin Flor.

Ralf Rangnick ist seit 2014 und seit dem legendären Felix Magath („I am absolutely the opinion, that if we will make no mistakes, then we will win“) beim FC Fulham der siebte deutsche Trainer in der Premier League.

Alle deutschen Premier-League-Trainer arbeiteten auch im Revier

Ex-Schalke-Großmeister Magath war im noblen Londoner Südwesten nur sieben Monate am Werk. Daniel Farke schrieb bei Norwich City zwischen 2017 und 2021 durchaus seine eigene Erfolgsstory. Der vom BVB II in die Premier League berufene Coach führte die „Canaries“ zwei Mal in die höchste englische Spielklasse. Das gelang außer ihm keinem anderen deutschen Trainer auf der Insel. Der frühere BVB-Amateurcoach Jan Siewert übernahm bei Huddersfield Town 2019 interimsmäßig und als Nachfolger des Aufstiegscoachs David Wagner. Auch er hatte bei Borussia Dortmund U23 eine Vergangenheit als Trainer eines Ruhrpott-Teams. Jürgen Klopp und Thomas Tuchel als Cheftrainer des BVB sowieso.

Aber: Sie brachten den Erfolg mit nach England. Liverpool wurde unter „Kloppo“ Champions-League-Sieger 2019 und nach 30-jähriger Durststrecke wieder englischer Meister. Tuchel („Thomas Tuchels“, Christian Streich) brauchte nur vier Monate, um den FC Chelsea great again zu machen – und ihn zum Champions-League-Titel 2021 zu führen.
Nun kam Rangnick, „The Schwäbisch One!“ Er kennt das Fußball-Revier in Deutschland auch, arbeitete immerhin zwei Mal für Schalke 04, was auch nicht jeder Trainer von sich behaupten kann. Aber: Ralf Rangnick startete als erster deutscher Coach mit einem Sieg. Mit zwei Zu-Null-Siegen zum Start als neuer Coach von Manchester United gelang Rangnick ein statistisches Kunststück, das es zuletzt 1903 (!) gegeben hatte – unter James Ernest Magnall. On being Ernest.

Erst Corona hat Rangnick und Manchester United ausgebremst. Sonst hätten wir wahrscheinlich jeden Tag etwas Neues über ihn und seine mondäne Freundin Flor gelesen. Das neue Glamour-Paar des englischen Fußballs zeigte sich schon vor der Amtsübernahme, beim 3:2-Heimerfolg gegen den FC Arsenal, auf der Tribüne von Old Trafford. Seitdem gilt als sicher: Bei „ManU“ geht wieder die Posh ab!

Erinnerungen an „Posh Spice“ und den „geilen Sven“

Autsch, eine Uralt-Zeile von mir aus dem Spätherbst 2001! Aber mal ehrlich, wer schwelgt da nicht gern in Erinnerungen? Wenn „Theater & Träume“ (Kicker) zusammenfinden, wenn zusammen schwäbelt, was zusammen gehört? Spulen wir den Film einfach zurück!

In die 2000er-Jahre, als die Premier League sozusagen der höchste Exponent der Spaßgesellschaft war. Victoria Beckham auf der Ehrentribüne, zur Meisterfeier auch mit Söhnchen Brooklyn im United-Trikot, bei wichtigen Spielen ließ sich auch der ehemalige englische Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson („Der geile Sven“) mit seiner nicht minder attraktiven Partnerin Nancy dell‘ Olio blicken. 1998 und 2001 kamen auch unsere Effenbergs, der deutsche Gegenentwurf zu den Beckhams, mit den Bayern vorbei. Was wäre das Theater der Träume ohne seine VIP-Logen? Seit dem Abgang unserer Beckhams nach Madrid (2003) war dort nicht mehr wirklich viel los. Die, die da waren, die US-amerikanische Eigentümerfamilie Glazer und ihre Entourage, wollten die Fans nie wirklich dort sehen. Selbst bei den „Noisy Neighbours“ von Manchester City war vielleicht nicht der Glamour, aber der Rockabilly-Faktor in dieser Zeit höher. Nachzuschlagen bei den Radaubrüdern Gallagher (ehemals Oasis), die nach dem Meisterstück von City 2012 ihre Loge mit einer „Champagne Supernova“ fluteten. Anders gesagt: Bei einer Fußballreise nach Manchester lohnt sich immer auch der Blick auf die VIP-Tribüne.

Diesen Glamour bringen Rangnick und Flor jetzt zurück nach Old Trafford – und dazu eine Menge schwäbischen Fußball-Perfektionismus. Ex-Profi Sascha Lense (46) wird Team-Psychologe, Rangnick kennt ihn schon aus Leipziger Zeiten. Ebenfalls unverzichtbar für Rangnick in Manchester: Sein Mentor und Ratgeber Helmut Groß (75), der in England lebt. Ralf Rangnick residiert derzeit noch im Fünf-Sterne-Hotel „Lowry“. Standesgemäß. Immerhin stieg dort auch „The Special One“, der legendäre José Mourinho (58), nach seiner Ankunft bei Manchester United in einer Luxus-Suite ab. Wie ich von SPORT BILD erfahren habe, will Rangnick mit seiner neuen Partnerin aber bald in die 15.000-Einwohner-Stadt Hale, 20 Minuten vom United-Trainingsgelände in Carrington, eine wohnliche Stube beziehen. Ein eigenes Büro in Old Trafford hat der schwäbische Fußball-Macher schon.

Frühstück bei Ferguson?

Und Rangnicks Ankunft in Manchester macht es möglich, dass ich unverhofft noch einmal diese Zeile aufs Papier schmeißen darf: Frühstück bei Ferguson! Damit war nun wirklich nicht zu rechnen. United-Legende Darren Fletcher, jetzt als Technischer Direktor der „Red Devils“ engagiert, will ein Gipfeltreffen des Schwaben mit dem Schotten Sir Alexander Chapman Ferguson (79) organisieren, wie man hört. Ob Frühstück, Abend- oder Mittagessen, ist noch nicht heraus.

Sir Alexander Chapman Ferguson, das ist dieser knorrig wirkende Schotte, der in 27 Jahren mit Manchester United 38 Titel holte und nachdem bereits eine Tribüne im „Theatre of Dreams“ benannt ist. Die beiden Trainer-Masterminds kennen sich.

2011 trainierte Ralf Rangnick noch den FC Schalke 04, führte ihn (h) Inter Mailand (5:2) ins Halbfinale der „Königsklasse“, wo Manchester United für den Revierklub eine Nummer zu groß war. „Nach dem Champions-League-Halbfinale 2011 hat er mich auf ein Glas Wein in sein Büro in Old Trafford eingeladen“, erzählte Rangnick der Zeitschrift SPORT BILD (Ausgabe 49 / 2021). Auf das zweite Treffen darf man zu Recht gespannt sein.

Auch die Präsenz von Sir Alex Ferguson (m., mit Polens Fußball-Idol Zbigniew Boniek) konnte Manchester United 2021 im Europa-League-Finale in Danzig nicht beflügeln… Foto: Shutterstock

Manchester United braucht Nachhaltigkeit – und für die kann Rangnick sorgen

Am Saisonende wird Rangnick, egal, wie das Trainer-Abenteuer in Old Trafford ausgeht, als Berater des englischen Rekordmeisters weitermachen. Ein Glücksfall, wie das Kicker-Sportmagazin (Ausgabe vom 29. November 2021) findet. „Für Ralf Rangnick ist der Job bei Manchester United wie ein Sechser im Lotto“, so das Fachblatt, „Rangnick ist neu für United, das sich bei der Entscheidung sicher auch davon leiten ließ, was Trainer Made in Germany, vor allem Jürgen Klopp und Thomas Tuchel in der Premier League leisten, wie sie diese sogar geprägt haben, bis dato. Aber United ist auch neu für Rangnick, der es in Hoffenheim und Leipzig gewohnt war, mehr oder weniger alles allein entscheiden zu können und zu dürfen. Das geht nun nicht mehr.“ Immerhin: 67 Prozent der Befragten (23.845 Teilnehmer) einer Kicker.de-Online-Umfrage glaubten Ende November, dass Rangnick und United zusammenpassen.

Abwarten. Rangnick bringt Glamour nach Manchester – aber auch schwäbischen Fußball-Pragmatismus und ein Konzept. Dass er in einem, sagen wir mal schwierigen Umfeld arbeiten kann, hat er auf Schalke bewiesen, indem er mit S04 den bis heute letzten Titel gewonnen hat. Der letzte United-Coach, der einen Titel gewonnen hat vor dem „Schwäbisch One“ war der „Special One“, José Mourinho…

Der Autor: Carsten Germann berichtet seit 2002 aus erster Hand über den englischen Fußball, u. a. für DIE WELT, BILD am SONNTAG und seit September 2021 auch als leitender Redakteur bei Fussballdaten.de. Zudem gab er mit den Büchern Football’s home (2007) und Absolute Dynamite! (2010) zwei Sammelbände mit seinen Fußball-Reiseerlebnissen aus Großbritannien heraus. Für DIE FUSSBALLREISE schreibt er regelmäßig über den Insel-Kick.