Tiefgründiges aus dem Deepdale – Preston North End erlebte vor 30 Jahren die Lehrzeit eines späteren Weltstars, David Robert Joseph Beckham (49). Der junge Mittelfeldspieler von Manchester United verdiente sich als Leihspieler seine Sporen. Auch sah Preston eine „Cinderella-Story“ eines deutschen Torhüters und glänzte 2025 im FA Cup.
Preston North End – der erste Meister im englischen Fußball spielte noch nie in der Premier League, doch die Geschichte dieses Vereins macht Fans und Verantwortliche bei „Proud Preston“ im wahrsten Sinne des Wortest stolz.
Es ist nicht „nur“ Beckham. Es waren vor ihm auch der spätere Liverpooler Erfolgstrainer Bill Shankly („Die meisten Menschen glauben, dass es im Fußball um Leben und Tod geht. Ich teile diese Meinung nicht. Es geht um wesentlich mehr!“), die englischen Weltmeister von 1966, Sir Bobby Charlton († 2023) und Norbert „Nobby“ Stiles († 2020) und natürlich der andere Sir, der legendäre Tom Finney († 2014).
Preston und der Sir
Finney gehört zu den bekanntesten One-Club-Players in England, 433-mal lief er für Preston auf und erzielte dabei 210 Tore.
Von 1946 bis 1960 spielte Finney ununterbrochen für den Club aus dem Nordwesten Englands. Die Haupttribüne im Stadion Deepdale ist nach Finney benannt.
Preston hatte David Beckham schon, als er noch gar nicht „DB“, also noch keine Weltmarke im Fußball und in der Werbung war.
Manchester United verlieh das Mittelfeld-Juwel im Februar 1995 an Preston North End.
Bis dahin hatte der von Trainerfuchs Alex Ferguson, damals noch ohne Sir, geförderte Wonder Boy des englischen Fußballs nur wenige Spiele für Manchester United gemacht.
„Ich war etwas besorgt, als mir der Trainer ankündigte, dass ich zu Preston wechseln soll, um dort Erfahrung und Spielpraxis zu sammeln“, erzählte David Beckham im Jahr 2000 in einer Eurosport-Dokumentation, „ich habe das dann gemacht und ich liebte es, dort zu spielen.“

Der Traum vom FA Cup platzte für Preston North End am 30. März im heimischen Deepdale gegen Aston Villa. Foto: Imago Images / Offside Sports Photography
„In Preston spielten die Jungs, um ihre Hypotheken zu zahlen“
Der Empfang war allerdings ein wenig frostig. „Ich weiß nicht, ob sie das wirklich dachten, oder ob ich es mir nur vorstellte: „Da ist er ja der Großkotz von United. Und ein Cockney ist er auch noch.“ In Preston entdeckte Beckham aber auch Fundamentales: „Den Jungs aus Klubs wie Preston ging es, damals jedenfalls, ums Spielen und darum, ihre Hypothek und ihre Rechnungen zu bezahlen wie jeder andere auch. Das gab dem Fußball eine Schärfe, die ich so noch nie erlebt hatte.“ Werte fürs Leben.
David Beckham lief für Preston North End zwar nur fünf Mal auf, erzielte dabei aber zwei Tore.
Das Leihgeschäft mit „Becks“ ist allerdings längst nicht die einzige Episode, auf die sie in Deepdale, wo es seit der letzten Renovierung im Jahr 2008 vier gleich hohe Tribünen und eine Zuschauerkapazität von 23.400 Plätzen gibt, stolz sind.
Preston North End: Als der Fußball laufen lernte…
Preston North End – Das waren die ersten „Invincibles“ aus England – lange vor den „Gunners“ vom FC Arsenal 2003/2004 in ihrer Rekord-Saison in der Premier League.
1888/89 wurde Preston North End der erste Meister in der Geschichte des englischen Fußballs und auf dem Weg zum „Double“ mit dem FA Cup-Sieg gegen Wolverhampton Wanderers (3:0) blieb man ungeschlagen.
„Prestons Stars“, so erklärt England-Legende Keir Radnedge am 27. März 2025 im Kicker-Sportmagazin, „waren die Stürmer John Goodall († 1942) und Fred Dewhurst († 1895). Sie wurden Meister und gewannen 18 her 22 Spiele, erzielten 74 Tore und kassieren 15 Gegentore.“
„The Thorsten-Stuckmann-Day“
Und was wäre ein englischer Kult-Club ohne einen deutschen Spieler, den vorher kaum jemand auf dem Radar hatte? Der Torhüter Thorsten Stuckmann, vorher bei Alemannia Aachen, spielte von 2011 bis 2015 für PNE und war 2014/2015 der Pokal-Keeper, mit dem der Verein bis in die fünfte FA Cup-Runde vordrang.
„In meinem ersten Jahr bei Preston North End haben die Fans in Oldham einen „Thorsten-Stuckmann-Day“ gemacht“, erzählte mir Thorsten Stuckmann im Februar 2015 im Interview für Transfermarkt.de, „viele Anhänger hatten Gesichtsmasken mit meinem Konterfei und Deutschlandflaggen dabei, der Gästeblock war in Schwarz-Rot-Gold getaucht, so etwas habe ich noch nie erlebt. Das bleibt in tiefer Erinnerung.“
Als einziger Nicht-Premier-League-Club schaffte Preston North End in der aktuellen Saison es ins FA Cup-Viertelfinale, wo sich aber „Good ebening“-Aston-Villa als zu stark erwies (0:3).
Preston North End ist Kult – auch ohne Premier League. Und die wird noch eine Weile auf sich warten lassen. In der Championship-Saison liegen „The Lilywhites“ auf Platz 16 (24 Teams) – und empfangen am 12. April 2025 Aufstiegs-Kandidat Leeds United.
Vielleicht die nächste Kult-Episode aus dem Deepdale?