Fußballreisen und Tickets Carabao Cup gibt es bei uns – und das ist auch gut so. Denn die packende Ligapokal-Saison 2024/2025 in England blieb TV-Zuschauern in Deutschland und Österreich vorenthalten. Kein Sender war imstande, die Fernseh-Rechte für diesen Wettbewerb zu kaufen, sodass auch das Finale FC Liverpool gegen Newcastle United 1:2 vom 16. März 2025 unbemerkt blieb. Und das finden wir schade, war es doch der erste nationale Titel für Newcastle United seit 70 Jahren.
Es war keine Außenseiter-Story, die sich da im Londoner Wembley-Stadion abspielte, aber eine Geschichte, an die wir alle wohl noch in 70 Jahren denken werden.
So lange hatte Newcastle United auf einen nationalen Titel warten müssen! 1955 gab es letztmalig „Silverware“ in einem heimischen Wettbewerb für den nordenglischen Club, der so viele große Spieler in seinen Reihen hatte.
Das Ende einer scheinbar endlosen Durststrecke
Danach gewann Newcastle United nur noch den Messepokal, den Vorgänger-Wettbewerb des UEFA-Cups, im Jahr 1969.
Diesen konnten aus England zuvor auch Birmingham City (1960 und 1961) sowie Leeds United (1968) gewinnen.
Die Mannschaft von Kapitän Bobby Moncur (erzielte 3 Tore in beiden Finals) setzte sich gegen Ujpest Budapest mit 3:0 und 3:2 in den Finalspielen durch. Pop Robson übertraf mit 6 Toren im Wettbewerb einen gewissen Jupp Heynckes von Hannover 96…
1955 holte sich Newcastle United in Wembley mit einem 3:1 gegen Manchester City vor 100.000 Fans im englischen Fußball-Tempel den FA Cup.
Der letzte Triumph für lange, lange Zeit.
Danach galt: „You‘ ll never wait alone!“ Newcastle United reiste in der Folgezeit neun Mal zu einem Finale nach Wembley – und verlor dabei 5 Finals, zuletzt im Liga-Cup-Finale 2023 gegen Manchester United (0:2 / die-fussballreise.de berichtete).
In der ersten Hochphase der Premier League verspielten die „Magpies“ den Titel
Selbst die nominell vielleicht beste Newcastle-Mannschaft mit Faustino Asprilla, Dave Batty, Peter Beardsley, David Ginola, Les Ferdinand oder Alan Shearer und mit HSV- und Liverpool-Idol Kevin Keegan als Coach schaffte es nicht, Zählbares zu holen.
Es war die Zeit, als die Premier League Mitte der 1990er-Jahre die internationalen Stars anlockte. „The Magpies“ standen 1996/97 bis Ende November an der Tabellenspitze der Premier League, doch dann kosteten ein 1:2 gegen Arsenal im direkten Duell gegen den Tabellenzweiten und 4 Spiele in Folge ohne Sieg den Titel. Selbst die Vizemeisterschaft wurde in einem epischen 3:4 beim FC Liverpool am 37. Spieltag liegen gelassen.

16. März 2025: Ein historischer Tag für Newcastle United in Wembley. Dan Burn und William Osula bejubeln den Titelgewinn im EFL-Cup nach 2:1 gegen den FC Liverpool. Hinten links: Uniteds zweiter Torschütze neben Burn, Alexander Isak. Foto: Imago Images / Sebastian Frej
Es ist wie eine Ironie der Geschichte, dass der FC Liverpool dieses Mal wieder der Gegner war.
„The Reds“ fanden gegen United nie ins Spiel. Das „Aus“ im Achtelfinale der Champions League im Elfmeterschießen gegen Paris Saint-Germain (1:4 / 0:1 n. V. / Hinspiel: 1:0) hatte sie doch stärker getroffen, als man es an der Merseyside zunächst vermuten ließ. England-Legende Keir Radnedge sah eine „müde und unerklärlich lethargische Vorstellung“ des Premier-League-Tabellenführers.
Die Mannschaft aus Anfield, die die Premier League immer noch mit 12 Punkten Vorsprung souverän anführt, konnte auch das 2. Spiel in Folge mit Final-Charakter in diesem Kalenderjahr nicht gewinnen.
2:1 hieß es nun für Newcastle United und zwar auch durch einen, der in der Bundesliga beim BVB unter dem Radar blieb.
Ein Spieler, der mehrere Stationen hinter sich brachte, ehe er bei Newcastle United das ganz große Stürmer-Glück fand: Alexander Isak aus Schweden.
Die neuen Newcastle-Macher aus Saudi-Arabien zahlten 70 Millionen Euro für seine Dienste an Real Sociedad San Sébastian – nie hatte der Verein aus Nordengland einen Spieler teurer verpflichtet.
Er traf Liverpool mit dem 2:0 (52.) ins Herz. Das 1:2 von Federico Chiesa (90. + 4) reichte dem Liverpool Football Club bei allen Aufhol-Qualitäten nicht mehr zur Wende.
Damit stand fest: 56 respektive 70 Jahre ohne Titel waren vorbei.
„Wir wollten den Pokal nach all den Jahren des Schmerzes“
„Wir wussten, was für die Leute hier und in Newcastle auf dem Spiel stand“, sagte Newcastles englischer Trainer Eddie Howe nach dem historischen Triumph, „wir wollten den Pokal nach all den Jahren des Schmerzes unbedingt gewinnen. Ich denke, wir haben es verdient.“
Der erste Scorer war gleichzeitig Newcastles erster Wembley-Final-Torschütze seit dem Jahr 1976 (1:2 gegen Manchester United / League Cup): Dan Burn.
Der 32-jährige Routinier wurde anschließend von Englands deutschem Nationaltrainer Thomas Tuchel per SMS über seine Nominierung für die „Three Lions“ nominiert. „Ich musste erst ein paar SMS verschicken, um sicher zu gehen, dass er es wirklich war“, kommentierte Burn die Kontaktaufnahme.
Ja, er war es wirklich und ja, Newcastle United hat wirklich einen Titel gewonnen. Auch, wenn nichts davon im TV zu sehen war. Frei nach Mister Scruff: Keep it unreal.