Die besten Fußball Dokus: Eine Watchlist voller Premier League

Carsten Germann am Millerntor

Author: Carsten Germann
Published: 21.03.2025

Veröffentlicht in Premier League Offside,

Eine Fußballreise Premier League ist etwas Besonderes. Doch auch, wenn nicht gespielt wird, muss niemand auf den eigentümlichen Zauber der 1992 ins Leben gerufenen englischen Eliteklasse verzichten. In den letzten Jahren hat die stärkste Liga der Welt auch die TV-Macher auf den Plan gerufen. Es entstanden einige, wirklich sehenswerte Fußball-Dokus England und auch zu anderen Ligen oder über legendäre Spieler. Ideal für einen TV-Marathon, nicht nur während der Länderspiel-Pause (n). 

Als Sky-Zuschauer sehe ich die TV-Übertragungen aus der Premier League am liebsten im englischen Originalton. Das ist einfach authentischer. 

Aber auch sonst geht mein erster Klick auf der TV-Fernbedienung auf Sky Premier League. Der Broadcaster für Deutschland und Österreich zeigt stetig neue Fußball- Dokus rund um die englische Eliteliga, die auch in der spielfreien Zeit immer mal wieder im Programm ist.

„Premier-League-Stories“ mit Klopp und Co. 

Diese „Premier-League-Stories“ (25 Minuten) von Sky sind wirklich sehenswert, beispielsweise „Klopp’s Champions – A Liverpool Love Story“ über die erste PL-Meisterschaft des Liverpool Football Club 2020, „Rovers Return – The House that Jack built“ über den sensationellen Titelgewinn der Blackburn Rovers 1995 mit Investor Jack Walker, „Building a Home“ mit Daniel Levy und dem Bau des imposanten Tottenham Hotspur Stadium oder „Last Gasp“, über meinen persönlich größten Premier- League-Hit aus 23 Jahren, zur Last-Minute-Meisterschaft von Manchester City 2012 („Oh no, he’s missed, no!“, Paul Merson / ,,Look at the frustration here!"). 

Sunderland till I die

Fußball-Dokus aus England: Am 26. Dezember 2018 filmte Netflix bei AFC Sunderland gegen Bradford City für die Reihe ,,Sunderland 'till I die". Foto: Imago Images / Richard Lee BPI Shutterstock

Sakral beginnt die erste Folge von „Sunderland Till I die“ (Dt.: Sunderland bis ich sterbe), einer viel beachteten Fußball-Doku bei Netflix. 

„Gütiger Gott“, so schwört der anglikanische Priester die Gläubigen ein, die in ihren rot-weißen AFC-Trikots dem Gottesdienst beiwohnen, „hilf uns, zu verstehen, was Fußball für unsere Gemeinde bedeutet.“

Die Antworten lieferte die Doku, die von 2018 bis 2024 mit insgesamt drei Staffeln produziert wurde und die sich u. a. dem Absturz der „Black Cats“ von der Premier League in die drittklassige Football League One widmete. 

Mit viel Gefühl, eindringlichen Bildern und Spiel-Ausschnitten, die mitreißen. „Sunderland – absolutely shattered“, Sunderland absolut zerschmettert, fürchtete der Reporter nach dem mit 1:2 gegen Charlton Athletic verlorenen Playoff-Finale zur Championship 2019 in Wembley

Die vom Streamingdienst Netflix produzierten Fußball-Dokumentationen – Es gibt sie auch über den Angel Dí Maria, der bei Real Madrid einst durch die kalte Küche verjagt wurde und zu Manchester United wechselte, über Argentiniens Idol Diego Armando Maradona († 2020) und seinen bizarren, letzten Trainerjob in Mexiko oder über „Kapitäne von Weltklasse“ bei der WM in Katar 2022 – nutzen die subtile Kraft der Bilder. Kino ist Erholung für die Seele. 

Fußball Dokus bei Netflix über David Beckham – gestern und heute

So ist es auch bei der vierteiligen Netflix Fußball Serie von 2023 über einen der größten englischen Spieler aller Zeiten: David Robert Joseph Beckham, der am 2. Mai 2025 seinen 50. Geburtstag feiert. 

Allein die erste Folge „Der Kick“ lässt die Magie der Premier League in den 1990er-Jahren aufleben, als diese Liga dank gestandener Stars wie Eric Cantona oder Alan Shearer, aber auch durch junge Wilde wie Beckham oder Liverpools Michael Owen einen rasanten Aufstieg zum absoluten Publikums-Hit nahm. 

Dass es „The Kick“ in die BBC Evening News schaffte, war 1996 noch nicht alltäglich. Mit dem „Kick“ ist natürlich das Tor gemeint, das David Beckham auf einen Schlag zum Star machte – am 17. August 1996 zum Saisonstart beim FC Wimbledon (3:0) im Selhurst Park Stadium in London und aus 50 Metern Entfernung. „Ich sah hinaus zum Trainer (Sir Alexander Chapman Ferguson, damals noch ohne Sir, d. Red.)“, erinnert sich Beckham bei Netflix, „denn wenn du sowas probierst wie zuvor Jordi Cruyff und wenn es nicht klappt, dann wusstest du, dass er dich töten wird.“ Er tat es nicht. David Beckham, damals noch ein Lausbub, grinste anschließend verschmitzt aus dem Backstein-Reihenhaus seiner Eltern Ted und Sandra. 

Musik von Primal Scream untermalt die Lehrjahre von „Becks“ – und macht diese Fußball Doku England nicht nur zu einem Fall für Nostalgiker. 

Fußball-Doku-Empfehlungen: Alles oder nichts mit Pep Guardiola 

Zurück in die Gegenwart führt uns „All or Nothing“, eine der besten Fußball-Dokus bei Amazon Prime, die die Premier-League-Schwergewichte Manchester City und Tottenham Hotspur über eine ganze Saison begleitete.

Manchester City und Pep Guardiola holten 2017/2018 nicht nur die Premier-League-Meisterschaft, sondern auch den Punkte-Rekord von 100 Zählern, bei 106 erzielten Toren. 

Wenn Guardiola in der Kabine im Stile eine Star-Dirigenten wild gestikulierend und in putzigem Englisch die Taktik erklärt, schauen Stars wie Ilkay Gündogan, Vincent Kompany (inzwischen Trainer bei Bayern München) oder Leroy Sané dem Spanier so ungläubig zu, als wäre er ein Zauberer. 

Und man merkt schnell, was sein Biograph Guillem Balagué 2013 mit dem Titel seines Buches Another Way of Winning gemeint hat. Manchmal reicht gewinnen eben nicht aus! 

Die Guardiola-Biografie vielleicht als Lese-Tipp für den Urlaub, die Serie als „Editor’s Pick“, als Empfehlung der Redaktion. 

Sie lebt von einer unschlagbaren Nähe der Filmemacher zu Pep Guardiola und seinem Team. Die Kameras sind auch dann dabei, wenn Guardiola nicht zum Vokabular der feinen spanischen Art („Ihr seid erschöpft? Fickt Euch!“) greift. Und natürlich darf bei einer Doku über Manchester City der Edel-Fan der „Cityzens“ schlechthin, der Musiker und Oasis-Gründer Noel Gallagher („City war meine erste Liebe, noch vor der Musik, vor meiner Frau, vor meinen Kindern.“), nicht fehlen. 

Willkommen in Wrexham: Unterklassiger britischer Fußball trifft Hollywood

Neu unter diesen Dokumentationen ist „Welcome to Wrexham“ (Sky / Disney +). Thema: „Wir kaufen uns einen Fußballclub und wollen mit ihm in die Premier League.“

Die Schauspieler Ryan Reynolds und Rob McElhenney stiegen im November 2020 mit 95 Prozent Anteil beim walisischen AFC Wrexham ein, der weiß Gott bessere Tage gesehen hat. Im Europapokal der Pokalsieger 1976 scheiterte der Außenseiter aus Wales im Viertelfinale am späteren Sieger RSC Anderlecht (1:2 in der Addition), der im Heim-Finale in Brüssel auch West Ham United (4:2) niederrang. 

Das ist lange her, inzwischen spielt der Verein aus der nordwalisischen Bergarbeiterstadt Wrexham in der drittklassigen Football League One, ist aber in Zeiten von Streaming, viralem Marketing und Social Media anders. „Die ersten 18 Folgen haben den Club zu einem globalen Phänomen gemacht“, schrieb das Kicker-Sportmagazin im Oktober 2023, als gerade die zweite Staffel gedreht wurde.

Wrexham ist Kult. Auch, weil vieles im YouTube-Stil völlig ungeniert gezeigt wird. So zum Beispiel einige Beleidigungen der Fans, die in der 4. Liga mit der Gesamtsituation unzufrieden sind. „Mich nennen sie den rothaarigen Wichser“, verriet der damalige Wrexham-Mittelfeldspieler Christian Dibble. Wir schneiden das auch nicht, denn wir sind schließlich beim Fußball…

Die beiden Hollywoodstars führen das Filmteam aber auch zu ihren Wurzeln im US-Sport, zum amtierenden Super Bowl-Sieger Philadelphia Eagles, wo Rob Elhenney („It’s always sunny in Philadelphia“) seit seiner Kindheit Tribünengast war. 

Apropos Tribünengast. David Beckham gesellt sich auch mal bei einem Pokalspiel im Wembley-Stadion zu den Wrexham-Machern aus Hollywood – und wundert sich, wenn Reynolds – nicht ganz regelfest – ein Abseitstor feiert…

Übrigens: Rob McElhenney kam durch die Empfehlung von „Sunderland `till I die“ zum Fußball – und war begeistert von der Story. 

Carsten Germann am Millerntor

Der Autor: Carsten Germann berichtet seit 2002 aus erster Hand über den englischen Fußball, u. a. für DIE WELT, BILD am SONNTAG und seit April 2021 auch als leitender Redakteur beim Portal Fussballdaten.de. Zudem gab er mit den Büchern Football’s home (2007) und Absolute Dynamite! (2010) zwei Sammelbände mit seinen Fußball-Reiseerlebnissen aus Großbritannien heraus. Für DIE FUSSBALLREISE schreibt er regelmäßig über den Insel-Kick.

×