Mehr Dramatik kann man sich schwerlich ausdenken als in den EFL Championship Playoffs, wie die Premier League Aufstiegsspiele genannt werden. Vor allem das zweite Halbfinale Coventry City und der AFC Sunderland (1:2 n. V. / Hinspiel: 1:2) am 13. Mai 2025 zeigte: Hier liegen Triumph und Tragik oft nur Sekunden auseinander. Es geht um den Einzug in die stärkste Liga der Welt, um die weltweit größte mediale Aufmerksamkeit für eine nationale Liga und - natürlich - um viel Geld.
„Die Geschichte zweier Kopfbälle – Drama im Stadium of Light“ – So konnten es auch britische Zeitungsjungen in die Nacht rufen, so beschrieb BBC Sport am 14. Mai 2025 das „dramatischste Finale, das man sich vorstellen kann.“
Gemeint war das Halbfinal-Rückspiel in den EFL Championship Playoffs zur Premier League zwischen dem AFC Sunderland und Coventry City (1:1 n. V.).
Aufstieg Premier League Modus: Nur drei Spiele…
Vom Papier her sind es „nur“ die auf die beiden fixen Aufsteiger (2025: Leeds United und der FC Burnley) folgenden vier Teams, die um den letzten freien Platz in der Premier League spielen.
Und zwar im Modus Dritter gegen Sechster und Vierter gegen Fünfter. Die beiden Halbfinal-Sieger fahren nach Wembley und spielen den 20. Startplatz in der kommenden Saison in der Premier League aus.
Crystal Palace, zuletzt 2013, und der FC Blackpool, der „Das Millionenspiel“ 2010 mit 3:2 gegen den walisischen Club Cardiff City gewann, sind mit jeweils vier erfolgreichen Final-Teilnahmen die Rekordhalter dieser Aufstiegsspiele.
Der FC Fulham, West Ham United, der FC Watford und die Bolton Wanderers gewannen je drei Mal.
Drei Spiele und du bist drin im Millionenspiel Premier League, wenn die Rechnung nur so einfach wäre!
Nein, de facto gilt für das Aufstiegsspiel Premier League: „Paradise or Pain“ – Paradies oder Schmerz. So eröffnete jedenfalls der britische Reporterkollege die Partie in Sunderland.

14. Mai 2025: Der Kopfball, der den AFC Sunderland gegen Coventry City (1:1 n. V.) ins Playoff-Finale zur Premier League brachte... Foto: Imago Images / Action Plus
Championship Wembley 2025: Dramatik pur in Sunderland
Das war durchaus wörtlich zu nehmen! Verzweifelte Sunderland-Fans, jubelnde Coventry-Anhänger nach dem 0:1, das ihr Team in das Finale gebracht hätte, und als Schlusspointe ein perfekt nach unten gedrückter Kopfball von Dan Ballard, der von der Querlatte ins Netz ging. Dieses Tor sorgte in der 122. Minute für unglaubliche Jubelszenen beim AFC Sunderland. Sekunden vor dem Elfmeterschießen hieß es 3:2 in der Addition, es war die letzte Aktion des Spiels. „Ich war so entschlossen, ich kann nicht sagen, was passiert ist“, so Ballard bei Sky Sports UK, „das ist es, woraus unsere Träume sind, die Fans waren unglaublich.“
Sekunden zuvor hatte Coventry, von England-Idol Frank „Lamps“ Lampard als Trainer von Rang 17 in die Playoffs geführt, durch US-Nationalspieler Haji Wright die Riesen-Siegchance, ebenfalls per Kopfball. So viel zur „Geschichte zweier Kopfbälle.“
„The Blades“ von Sheffield United machten es am 8. / 12. Mai 2025 gegen Bristol City alles andere als spannend, 6:0 in der Addition.
Die Geschichte der Wembley Championship Playoff zur Premier League spiegelt eigentlich wider, was diese 120 Minuten von Sunderland hatten: Drama, Emotionen, Sekunden zwischen Jubel und Jammer.
2013: Zehn Sekunden Wahnsinn…
Wie 2013, als der FC Watford, bei dem Ex-Präsident Sir Elton John „Spieler scoutet, die keiner kennt“, gegen den späteren Premier League-Meister Leicester City ebenfalls innerhalb von Sekunden das Spielglück wendete.
Erst gab es beim Stand von 1:1 einen Elfmeter für „The Foxes“, den Ex-Arsenal Torhüter Manuel Almunia gegen Anthony Knockaert im ersten Versuch und im Nachschuss hielt. Ein weiter Abschlag des Spaniers Almunia leitete dann die Entscheidung ein, die an der Vicarage Road jeden Heim-Fan aus dem Sattel gehen ließ – 2:1 nur zehn Sekunden nach dem abgewehrten Elfmeter durch das Tor von Troy Deeney, „The Hornets“ im Finale um den Premier -League-Aufstieg. Deeney sprang in die brodelnde Zuschauermenge. Watfords italienischer Trainer Gianfranco Zola, den ich 2009 in Wembley interviewte, ging komplett steil.
Es geht aber noch dramatischer. Wie 2017. Huddersfield Town mit dem deutsch-amerikanischen Trainer David Wagner traf im Finale auf den FC Reading und dieses Mal musste die Entscheidung um das letzte Premier-League-Ticket im Elfmeterschießen fallen.
Die Jubelbilder aus Wembley, darunter Huddersfield-Edel-Fan Patrick Stewart („Star Trek – Die nächste Generation“) auf der Tribüne, mehr muss man darüber nicht wissen…
2022 schrieb ich für die-fussballreise.de von der Rückkehr einer Legende.
Nottingham Forest meldete sich nach 23 Jahren Abstinenz und nach 1:0 im Finale von Wembley eben gegen Huddersfield in der Premier League zurück. Der Aufstieg gab den „Tricky Trees“ auch finanziell einen Schub. Sie konnten ihr Premier League TV Geld für Aufsteiger von mehr als 175 Millionen Euro in neue Stars investieren, hielten sich in der Premier League und haben 2025 die Chance auf die Rückkehr ins internationale Geschäft.
Im letzten Jahr konnte auch „Die weiße Wand von Wembley“, gebildet aus den in weiß gekleideten Fans von Leeds United, die 0:1-Niederlage gegen den FC Southampton nicht verhindern.
Chronik eines angekündigten Treffers
Mein persönlicher Favorit im Wembley-Finale ist aber er: Dean Windass. Ein damals 39 Jahre alter Sturm-Veteran, den Fans und Experten als aus der Zeit gefallen sahen, schoss Hull City 2008 gegen Bristol City (1:0) in die Premier League.
Ein Tor mit Ansage. „Als mich Trainer Phil Brown im Januar gegen Sheffield United draußen ließ“, so Dean Windass im Guardian, „sagte ich ihm, dass ich das Tor erzielen werde, das Hull in die Premier League bringt.“
„Ankunft im Land der Reichen“ – so überschrieb DIE WELT meinen Report zum ersten EFL Championship Playoff-Finale in Cardiff, 2005. Der englische Fußballtempel von Wembley befand sich seit 2000 im Umbau. So fiel die Wahl der EFL für das Final-Stadion bis einschließlich 2006 auf die walisische Hauptstadt.
West Ham United kehrte nach einem 1:0 gegen Preston North End und durch ein Tor von Bobby Zamora in die Premier League zurück. Mit diesem Treffer sicherte der englische U21-Nationalspieler die für heutige Verhältnisse niedrig erscheinende Garantiesumme von umgerechnet 45 Millionen Euro, u. a. aus Mehr-Einnahmen durch die seit der Liga-Gründung 1992 immer lukrativen TV-Verträge der Premier League.
Premier League Aufsteiger Geld: Was steckt im „Millionenspiel“?
Das war vor 20 Jahren. Die Bedeutung des wertvollsten einzelnen Fußballspiels der Welt hat sich seitdem um ein Vielfaches multipliziert. Das Wirtschafts-Beratung- und Prüfungsunternehmen Deloitte beschrieb das Spiel 2020 als „Wettbewerb für den größten finanziellen Preis im Weltfußball.“
Allein in der ersten Saison, so ermittelte Deloitte, ist der Aufstieg in die Premier League umgerechnet 101 Millionen Euro wert – aus Werbe- und TV-Einnahmen. Im zweiten Spieljahr liegt dieses Preisgeld - selbst bei Abstieg nach der ersten Saison - dank eines „Fallschirms“ bei ca. 85 Millionen Euro.
Der FC Fulham und Luton Town stiegen 2020 bzw. 2023 direkt wieder ab, sie scheffelten aber mehr als 200 Mio. Euro. Hätten beide Clubs den Abstieg vermieden, wären für sie in drei Spielzeiten gigantische 345 Millionen Euro drin gewesen.
Dieses Geld kassierte beispielsweise das 2019 über das Championship Playoff Finale (2:1 gegen Derby County) zurückgekehrte Aston Villa, das auch dank der Champions-League-Teilnahme 2024/2025 zurück im Kreis der PL-Topteams ist.
EFL Championship: Wer steigt auf?
Der AFC Sunderland, dessen jüngere Geschichte auch in der sehenswerten Netflix-Dokumentation Sunderland `til I die zu verfolgen ist, trifft im Wembley Championship Playoff am 24. Mai 2025 (16 Uhr) auf Sheffield United. Der Sieger steigt in die Premier League auf und erhält auch einen Pokal.
Der Verlierer bekommt immerhin die Einnahmen aus dem Ticketverkauf des Wembley-Finales.