Thank you, Jamie Vardy – Der legendäre englische Stürmer von Leicester City verabschiedete sich am 18. Mai 2025 in seinem letzten Heimspiel im King Power Stadium gegen Mit-Absteiger Ipswich Town (2:0) von den Fans der „Foxes“, denen „Vards“ die größten Momente der Vereinsgeschichte beschert hatte: Englischer Meister 2016, Champions-League-Viertelfinale 2017, FA Cup-Sieger 2021.
„Thank you, Vards“, so stand auf den weißblauen Fahnen, die im King Power Stadium verteilt worden waren. Sie hatten noch einmal geflaggt für den größten Spieler, Gary Lineker jetzt bitte weg lesen, den ihr Club hervorgebracht hat.
Ja. WM-Torschützenkönig Lineker spielte für „The Foxes“, ebenso wie der nicht minder legendäre Don Revie („The Don“), Weltmeister Gordon Banks († 2019), Peter Shilton, Martin Keown oder Gary McAllister. Aber keiner war wie Vardy.
James Vardy Geschichte: Mit Fußfessel zu Spiel und Training
Wenn ein Spieler auf den Tribünen der Premier League einen eigenen Fan-Gesang erhält, auch noch voller britischer Selbstironie, dann ist das wie ein Ritterschlag.
Das gilt auch für James Richard Gill, genannt Jamie Vardy, der mit „Jamie Vardy’s having Party, bring your Vodka and your Charlie“ („Jamie Vardy gibt eine Party, bringt Euren Wodka und Euer Koks mit“) besungen wurde.
Zum Abschied sah man auf den Tribünen auch ein Plakat „Goodbye to the Goat“, auf Wiedersehen, Größter aller Zeiten.
Im Vardy-Trubel gingen auch die Rufe nach der Entlassung des Vorstandes und von Fußballdirektor John Rudkin einher. Leicester muss als Absteiger auf direktem Weg zurück in die Championship. Das war aber schon lange klar und zwar nach dem 0:1 gegen den designierten Meister FC Liverpool am Ostersonntag.
Die größte Vardy-Party gab es am 2. Mai 2016 bei ihm zu Hause. Mit seinen Teamkollegen von Leicester City verfolgte der Stürmer das 2:2 von Verfolger Tottenham Hotspur beim FC Chelsea. Damit war die Sensationsmeisterschaft per se in der Premier League perfekt. Die Bilder von der Vardy-House-Party gingen um die Welt.
Dass man Fußballreisen Premier League in diesen Tagen im Mai 2016 lieben musste, lag auch an dem drahtigen, nur 1,78 großen Stürmer und seiner schier unglaublichen Geschichte.

,,Sie wollten mich, als mich keiner wollte": Jamie Vardy, hier beim Premier-League-Aufstieg 2024, war ein absolut loyaler Diener von Leicester City. Foto: Imago
Drei Dosen vor jedem Spiel: Jamie Vardy und Red Bull
Bei Sheffield Wednesday hatten sie ihn mit 15 Jahren nicht übernommen, weil er angeblich zu klein war. Pech für Wednesday, denn einen solchen Spieler findet man nicht jeden Mittwoch…
Nach einer Vorstrafe wegen Körperverletzung und dem „Aus“ in Sheffield spielte Vardy für Stockbridge in der Non-League mit einer elektronischen Fußfessel. Seine Karriere war zu diesem Zeitpunkt, 2007 bis 2010 auf einem nicht minder tieferen Tiefpunkt wie 2010/2011 beim siebtklassigen FC Halifax Town.
31 Liga-Tore in 36 Auftritten in der fünftklassigen National League für Fleetwood Town ließen Leicester City aufhorchen. Der Club aus den West Midlands verpflichtete den eigentlich schon abgeschriebenen Stürmer für umgerechnet 200.000 Euro.
Mit 16 Toren von Vardy schafften „The Foxes“ 2014 den Aufstieg in die Premier League.
Aber wie ein Fußballprofi hat sich Jamie Vardy auch in Leicester nicht ernährt. Im November 2024 verriet er Sky Sports UK, dass er vor jedem Spiel drei Dosen Red Bull Energydrink, einen doppelten Espresso und Käse-Schinken-Omelette zu sich nimmt.
Kann man mal so machen, wenn man Meilensteine gesetzt hat…

18. Mai 2025: Ein letztes Mal bei Leicester City: Jubel um Club-Idol Jamie Vardy. Foto: Imago Images / Pro Sports Images
Welche Rekorde hält Jamie Vardy?
Mit 200 Toren aus 500 Spielen in allen Wettbewerben ist Jamie Vardy Rekord-Torschütze von Leicester City.
Und er verabschiedete sich mit einem weiteren Rekord. Sein Treffer zum 1:0 gegen Ipswich Town in seinem letzten Spiel machte ihn mit 38 Jahren, vier Monaten und sieben Tagen zum ältesten Torschützen für den Verein in der englischen Premier League.
Mit 33 Jahren löste er den legendären Ivorer Didier Drogba im Jahr 2020 als ältesten Torschützenkönig der Premier-League-Historie ab.
Jamie Vardy traf zwischen August und November 2015 in elf aufeinanderfolgenden Premier-League-Spielen. Damit holte er den Mann ein, der ihn nun als Trainer von Leicester City verabschiedete: „Van, the Man“, Ruud van Nistelrooy von Manchester United. Dem Niederländer war dieses statistische Kunststück 2003/2004 gelungen.
Jamie Vardy vs Harry Kane
Eine Dekade lang hat uns Vardy begleitet – mit Leicester City, aber auch mit der englischen Nationalmannschaft, für die er die Weltmeisterschaft 2018 in Russland spielte. Mit den „Three Lions“ um Teamkapitän Harry Kane und Jordan Pickford gelang ihm ebenfalls bis dahin Unvorstellbares.
England gewann mit Vardy im Achtelfinale gegen Kolumbien erstmals bei einer Weltmeisterschafts-Endrunde ein Elfmeterschießen. Die Jubel-Bilder aus Moskau, die die pure Erleichterung ausdrückten, sind nicht minder unvergessen als die Szenen aus Leicester.
Harry Kane und Jamie Vardy verbindet auch, dass sie als junge Spieler bei einem großen englischen Club abgelehnt wurden. Vardy bei Sheffield Wednesday, Harry Kane beim FC Arsenal.
Wie Vardy ist auch Harry Kane Rekord-Torjäger seines langjährigen Clubs und das ist natürlich Tottenham Hotspur, für die der gebürtige Londoner allein in 317 Liga-Spielen 213-mal traf.
Während Kane erst mit 31 Jahren 2024/2025 und mit Bayern München zu einem Titelgewinn kam, feierte Vardy in seiner Profikarriere fünf Titel, allesamt mit Leicester City.
Jamie Vardy, „Mister Leicester“ – Am 18. Mai 2025 – neun Jahre nach dem Meisterstück – ist diese Ära für Leicester City nun final zu Ende.
Jamie Vardy Gehalt: Vardy-Party auch auf dem Konto
Mit Jamie Vardy geht der letzte Meister-Spieler von 2016 und damit verblasst auch die Erinnerung an diese zauberhafte Saison 2015/2016.
Kapitän Wes Morgan, der Österreicher Christian „Schlangen-Fuchser“ Fuchs (beide 2021), Regisseur Riyad Mahrez (2018) oder Kasper Schmeichel (2024) waren schon vorher gegangen. Fast ertappt man sich beim Gedanken, dass man mit diesen Leuten alt geworden ist…
Das Gehalt von Jamie Vardy lag in seiner letzten Spielzeit bei umgerechnet 165.000 Euro pro Woche. Mit 8,78 Millionen Euro war er bei Leicester City zuletzt der Top-Verdiener.
Einem anderen Verein aber wegen des Geldes die Zusage zu geben, kam für ihn nicht in Frage. „Leicester verlassen?“ Niemals! Sie haben mich gewollt, als mich niemand wollte. Ich werde sie niemals im Stich lassen.“
Die New York Times bilanzierte: „Eine der größten Premier-League-Stories findet ein emotionales Ende. Die Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Story eines Spielers, der aus der Non-League kam und der in 13 unglaublichen Jahren mit Leicester den Fußball-Gipfel erklomm, ist definitiv beendet.“
Wird Jamie Vardy seine Karriere beenden?
Aber nicht ohne einen letzten, emotionalen Vardy-Moment. Mit dem 1:0-Siegtor gegen Ipswich Town gelang ihm im 500. Pflichtspiel sein 200. Tor für Leicester City.
Ob Vardy noch einmal aufläuft oder ob er seine einmalige Karriere beenden wird, ist wenige Tage nach dem Abschied aus Leicester noch offen. Der neue englische Pokalsieger Crystal Palace soll ein Interessent sein.