Fußballreisen La Liga definieren sich vor allem über El Clásico, über das Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona 2:1 (2:1), das am 26. Oktober 2025 zum 262. Mal ausgespielt wurde und natürlich unser Match der Woche war.
„Das ist ein Spiel, das ohne Übertreibung die ganze Welt sehen will“, sagte Barcelonas Idol Ivan Rakitic (37 / 16 Clásico-Spiele in allen Wettbewerben) der Zeitung BILD am SONNTAG (Ausgabe vom 26. Oktober 2025), „das ist selbst für die Spieler bei Barca und Real etwas Außergewöhnliches. Und es gibt zwischen den Fanlagern, aber auch zwischen den Spielern eine enorme Rivalität – es kommt immer wieder zu Sticheleien und Reibereien. Wenn ein Clásico ansteht, spürst du das als Spieler, auch weil man sich noch mal akribischer auf das Spiel vorbereitet als sonst üblich.“
FC Barcelona: Mit vier Clásico-Siegen in Folge zu Real Madrid
Das größte Spiel im Club-Fußball, dieses Mal im postmodernen Estadio Santiago Bernabeú in den Straßenschluchten von Madrid, ein herrlicher Herbsttag in der spanischen Hauptstadt, eine über alle Tribünen verteilte Choreografie der Fans, viel mehr geht nicht…
Real Madrids Coach Xabi Alonso schickte alle seine Stars aufs Feld: Kylian Mbappé in der Mittelstürmerposition, dazu offensiv Vinicius Junior und dahinter Jude Bellingham auf der Zehner-Position.
Der FC Barcelona versuchte es in der Offensivreihe mit Lamine Yamal, Marcus Rashford und in der Mitte mit Ferran Torres („Die Torres der Anderen“) als Stoßstürmer. Die etatmäßigen Angreifer Raphinha und Robert Lewandowski standen „Barcas“ deutschem Interimstrainer Marcus Sorg – Chefcoach Hansi Flick war gesperrt – nicht zur Verfügung.
Die Katalanen hatten die letzten vier Clásico-Duelle Wettbewerb übergreifend allesamt gewonnen, unter anderem in La Liga im Oktober 2024 – mit 4:0.
Die Ausgangslage mit zwei Zählern Rückstand auf Tabellenführer Real Madrid ließ den Druck bei Barcelona, das sich mit den Madrilenen in den letzten vier Jahren als Meister abgewechselt hatte.
Elfmeter und Traumtor von Mbappé einkassiert
Die erste offensivstarke Aktion brachte einen Elfmeter für Real Madrid – ausgerechnet Yamal traf Vinicius Junior (5.) Doch der Elfer hielt dem VAR-Entscheid nicht stand, Glück für „Barca“.
Der zweite Torschuss gehörte Lamine Yamal, doch Barcelonas Wunderkind verzog aus 15 Metern halbrechts (9.).
Dann aber schlug es ein – Kylian Mbappé jagte den Ball mit links und im Stile eines Tipp-Kick-Spielers aus mehr als 20 Metern ins Tor (12.). Doch dieser Treffer wurde vom VAR wegen vorangegangener Abseitsposition zurückgenommen, schade um dieses Traumtor!
„Wir wollen Fußball sehen, wir wollen Tore sehen, im Zweifel für den Angeklagten“, sagte der frühere Real-Profi Sami Khedira bei DAZN zu dieser Entscheidung, „das ist – egal ob Real oder Barcelona – nicht im Sinne des Fußballs.“
Nach 22 Minuten zählte es dann, das Tor von Kylian Mbappé – dieses Mal wurde der französische Weltmeister von 2018 sehenswert von Jude Bellingham freigespielt, ließ dem polnischen „Barca“-Torhüter Wojciech Szczesny keine Chance – und markierte sein elftes Saisontor.
Dass El Clásico kein Spiel wie jedes andere ist, spürte man während der 90 Minuten auch an den Reaktionen der Fans.
„Los Madridistas“, wie die Anhänger von Real Madrid auch genannt werden, bejubelten Mitte der ersten Halbzeit einen von Vinicius Junior an der Seitenlinie herausgeholten Einwurf (!) wie einen Treffer. Oft als Operettenpublikum verunglimpft, gingen die Real-Fans nicht nur in dieser Szene richtig aus dem Sattel. Sie pfiffen „Barca“-Younster Yamal bei jedem Ballkontakt gnadenlos nieder.
Die Frage nach dem 1:0 von Mbappé war: Kann „Barca“ den Laden nun zusammen mbappen? Nein! Eric Garcia (33.) verpasste frei vor Real-Torhüter Thibaut Courtois den möglichen Ausgleich.
Im Gegenzug vergab Vini Junior nach Zuspiel von Mbappé das zweite Tor für Real, Szczesny noch am Ball.
Ob sich Luis Figo, der vor 25 Jahren einen der wohl kontroversesten Transfers zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid vollzog, auf der Ehrentribüne beim Blick auf diese Szene gefreut hat, wissen wir nicht…
Erst „Barca“, dann Bellingham: Zwei Tore in drei Minuten
In diese Drangphase von Real gelang Barcelona der Ausgleich: 1:1 durch Fermin Lopez (38.) nach einem klugen Pass von Marcus Rashford von links zurück in Höhe des Fünfmeterraums. Es war das dritte Saisontor für Lopez.
„Barca“ war jetzt am Drücker und verpasste nach 41 Minuten durch Pedri den nächsten, gefährlichen Torabschluss. Eduardo Camavinga konnte diesen Ball noch abfangen, langweilig wurde es nicht.
Auch, weil Jude Bellingham die schnelle Real-Antwort gab: 2:1 (43.) aus kurzer Distanz und nach einer Kopfball-Ablage von rechts von Eder Militao.
Real drängte noch vor der Pause auf die Vorentscheidung, doch der nächste Mbappé-Treffer (45.) wurde wieder zurückgenommen – Abseits.
Der Jubel der Profis von Real Madrid um Kylian Mbappé nach dem 2:1 gegen den FC Barcelona zeigt es: El Clásico ist mehr als ein Spiel... Foto: Imago Images / Abaca Press
Tore, VAR-Entscheide und ein vergebener Elfmeter!
Unmittelbar nach der Pause wieder eine VAR-Entscheidung. Diesmal war es eine Handspiel-Szene mit Garcia, der nahe der Grundlinie von Bellingham angeschossen wurde, die zur Diskussion stand. Es gab Elfmeter für Real – und Kylian Mbappé schritt zur Tat.
Der Franzose aber scheiterte an Szczesny, der seinen Schuss mit einer Hand abwehrte, eine unglaubliche Szene vom Polen!
Trotz des vergebenen Elfers: Bei der hohen Intensität, die Real bei seinen Kontern zeigte, lag jetzt gefühlt bei jedem Angriff die Entscheidung in der Luft.
Doch die ließ auf sich warten: Bellinghams vermeintliches 3:1 (69.) fiel nach einer Abseitsposition von Fede Valverde, kein Tor.
Hansi Flick sah es in einer verglasten Loge auf der Tribüne sicher nicht ohne Erleichterung, denn noch war seine Mannschaft im Spiel.
Dass es bis zum Schluss spannend blieb, freute auch die beiden Club-Bosse, Reals Florentino Pérez und „Barcas“ mächtigen Chef Joan Laporta, auf der Tribüne. Auch das gehört zu den unschlagbaren Vorteilen bei El Clásico: Ex-Spieler und prominente Funktionäre beider Clubs tummeln sich bei jedem dieser Duelle auf den Rängen.
Nach der gelb-roten Karte für Barcelonas Pedri ging es mit einer Rudelbildung an den Reservebänken in der neunten Minute der Nachspielzeit noch mal richtig rund, aber dieser Rumble ist ebenfalls Teil der Clásico-Folklore.
Wenige Sekunden später jubelte Real Madrid – Erster Clásico-Sieg nach vier Niederlagen in Folge und erster Erfolg über den Erzrivalen in dieser Saison.
Fun Fact: In den letzten 20 Jahren wurde der erste Clásico-Sieger der Saison am Ende des Spieljahres auch spanischer Meister.