Ryan Reynolds in Wrexham – Ein neuer FC Hollywood

Welcome, AFC Wrexham! Der weltweit zum Kult-Club stilisierte Verein aus Wales hat den Aufstieg in die englische Zweite Liga (Championship) geschafft. Der vorläufige Höhepunkt für die Macher aus Hollywood, Ryan Reynolds und Rob McElhenney. Dabei ist der AFC Wrexham so viel mehr als nur Serien-Kult.

Hollywood in Wrexham – Das gab es eigentlich schon weit vor dem Einstieg von Ryan Reynolds und Rob McElhenney im Jahr 2020. 

Und man fühlte sich in Wrexham ein wenig an den „Unknown Stuntman“, den unbekannten Stuntman aus Hollywood, in den 1980er-Jahren unvergesslich von Lee Majors (86) alias „Colt Seavers“ gespielt und genial synchronisiert von Hans-Werner Bussinger („Wenn wir hier runterfallen, knall ich Euch ab“) erinnert, wenn man Micky Thomas und Joey Jones so zusah. Sie erkletterten im Stadion Racecourse Ground ohne viel Federlesen die Flutlichtmasten. Spaßeshalber, versteht sich. Das hätte „Colt Seavers“ nicht besser hingekriegt.

Wrexham war zu diesem Zeitpunkt in der dritten Division, eines der schlechtesten Teams auf der Insel. „Aber“, sagt Mark Griffiths, Radio-Kommentator, „Arsenal ist an diesem Abend etwas arrogant aufgetreten. Sie dachten, sie hätten das Spiel schon gewonnen und haben nicht mehr hart genug gearbeitet.“ Das FA Cup-Spiel gegen Arsenal wurde 1992 eine der größten Sternstunden der Klubhistorie und eines der denkwürdigsten Spiele in der langen Laufbahn des Michael Reginald genannt Mickey Thomas. In der 83. Minute traf Mickey Thomas mit einem Fabel-Freistoß zum 1:1, ehe ein Nobody namens Steve Watkin drei Minuten vor dem Ende mit dem 2:1 die Sensation perfekt machte. 

Wer sich in Wrexham beliebt machen will, erwähnt im Pub oder im Stadion den Namen Mickey Thomas am besten gleich im ersten Smalltalk. Denn dieser Thomas ist eine Wrexham-Legende. Er landete 1993 wegen Falschmünzerei für 18 Monate im Gefängnis. Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn arbeitete Mickey Thomas als Radio-Kommentator und analysiert die Spiele von Manchester United für die Radiosender Key 103 und Piccadilly Magic 1152. Sein Running Gag: „Ich habe gehört, dass Roy Keane 50.000 Pfund in der Woche verdient. Die hatte ich auch – bis die Polizei meine Druckerpresse fand.“ 

AFC Wrexham: Wie kam es zum kometenhaften Aufstieg?

Wrexham war schon lange vor Reynolds und McElhenney nicht ohne Promi-Faktor. Der langjährige „James Bond“-Darsteller Daniel Craig und der walisische Premier-League-Profi Robbie Savage bekennen sich zu den „Roten Drachen“. 

„Dieser Verein zeichnet sich dadurch aus, dass er eine verschworene Gemeinschaft ist“, erklärte mir der Wrexham-Anhänger Dave Williams im Jahr 2010 bei den Recherchen zu meinem Buch Absolute Dynamite! – Fußballgeschichten aus Großbritannien. 

Ausgerechnet zwei Hollywood-Stars mischen diese „verschworene Gemeinschaft“ auf. Ryan Reynolds, 2004 mit Wesley Snipes in Blade: Trinity zum Star geworden, wurde 2010 vom US-Magazin People zum „Sexiest Man alive“ gekürt – Kein Wunder, dass Scarlett Johansson und Alanis Morissette seine Lebenspartnerinnen waren…

Warum hat Ryan Reynolds Wrexham gekauft?

Einen direkten Bezug zum Fußball haben beide US-Eigentümer nicht. Das sah man auch in einem Pokal-Spiel des AFC Wrexham im Londoner Wembley-Stadion, als Reynolds ein Abseitstor ausgiebig feierte. Der neben ihm stehende Fußballstar David Beckham (wurde am 2. Mai 2025 runde 50 Jahre alt) konnte dabei nur beschämt den Kopf schütteln… 

Reynolds kaufte mit Rob McElhenney, unter anderem bekannt durch einen meiner Lieblings Irland-Thriller, Vertrauter Feind (OT: The Devil’s Own) von 1997 mit Brad Pitt und Harrison Ford, im November 2020 für 2,3 Millionen Euro den AFC Wrexham. 

„Die Spieler haben mich schon am ersten Tag durchschaut“, erzählte Ryan Reynolds der BILD am SONNTAG (Ausgabe vom 21. August 2022), „als ich fragte, wie viel Männer auf Feld gehen. Ich hatte wenig Ahnung von Fußball.“

Sein (wenig glaubhaftes) Motiv: „Ich bin besessen von den Menschen in Wrexham und von dem Spiel.“ 

AFC Wrexham Stadion: Europacup-Klassiker gegen Anderlecht

Wrexham ist ein Begriff für Nostalgiker des britischen Fußballs. Der vielleicht größte Coup stammt aus dem Jahr 1976, als man als erster Drittligist überhaupt ein europäisches Viertelfinale erreichte. Im Pokalsieger-Cup traf man auf die belgischen Giganten RSC Anderlecht. „Nicht einmal alle Clubs in der Premier League können sich rühmen, gegen solche Gegner gespielt zu haben“, so Wrexham-Fan Stuart Peters, „Anderlecht war ein außergewöhnliches Match, ehe Rob Rensenbrink zwei Minuten vor dem Ende alles ruiniert hat.“ Anderlecht entkam nach einem 1:0 in Belgien und einem 1:1 im Racecourse Ground knapp der Blamage. 

Das ist lange her. 

AFC Wrexham Doku – Bereits in der vierten Staffel 

Als die Hollywoodstars Reynolds und McElhenney den AFC Wrexham kauften, sah es nicht mal ansatzweise nach einer wie auch immer gearteten Wiederholung solcher Husarenstücke aus. 

„Wir wachsen von Tag zu Tag in unsere Aufgabe hinein“, so Reynolds, „das ist eine Underdog-Story.“ 

Stimmt. Und zwar eine, die von Sky und Disney plus in der Dokumentations-Reihe „Welcome to Wrexham“ (Willkommen in Wrexham) inzwischen in der vierten Staffel erzählt wird. Durch diese Serie ist Wrexham weltweit Kult geworden. Gezeigt werden u. a. unschöne verbale Scharmützel mit Quarterback Legende Tom Brady, Co-Eigentümer von Football League One-Meister Birmingham City. 

Dennoch: Mit dem Hollywood-Investment wurde am 26. April 2025 ein Rekord möglich. Drei Aufstiege in Folge, das war zuvor noch keinem englischen Club gelungen. Der AFC Wrexham spielt mit einem Kader im Wert von 13,3 Millionen Euro (Quelle: Transfermarkt.de) mit Rechtsaußen Ryan Longman (Zwei Millionen Euro Marktwert) als wertvollstem Spieler in der kommenden Saison in der Championship. 

In 37 von 45 Spielen in der Football League One blieb Wrexham ungeschlagen, seit dem 18. Februar 2025 und dem 1:2 gegen Leyton Orient hat man kein Spiel mehr verloren und den direkten Aufstieg holte man sich am 45. und vorletzten mit 3:0 gegen Ex-Premier-League-Club Charlton Athletic. 

Willkommen in Wrexham, willkommen in Hollywood.