Premier League Offside

Fußballreisen zum FC Arsenal ermöglichen es, die Atmosphäre rund um die „Gunners“ im Londoner Norden hautnah mitzuerleben. Tickets für das Emirates Stadium sind begehrt, seit die Mannschaft von Mikel Arteta als zwischenzeitlicher Tabellenführer und Vizemeister der Premier League wieder Swinging London spielte. Der deutsche Nationalspieler Kai Havertz (24) könnte sehr gut in das System des FC Arsenal passen.

Nein. The Sun ist nun wirklich nicht dafür bekannt, einen Transfer in der englischen Premier League hinter dem Berg zu halten.

Als am 27. Juni 2023 ein „geleaktes“ Video von Kai Havertz im Trikot der „Gunners“ viral seinen Weg machte, schrieb das britische Massenblatt umgehend über den offensichtlich zu diesem Zeitpunkt schon perfekten Transfer des Nationalspielers von Chelsea zum FC Arsenal. Tatsächlich vollzogen wurde dieser aber erst drei Tage später, am 1. Juli 2023. Riiiisikooo!

Das aber nur nebenbei. Glauben Sie es mir: Diese Zeitung kann noch ganz anders…

Kai Havertz (m., mit ,,Big Rom", Romelu Lukaku) jubelt künftig für den FC Arsenal. Foto: Imago

Zweitteuerster Arsenal-Transfer bis dato

Von SW6 1HS und der Fulham Road nach London N5 1BU nach Highbury – das sind nur 10 Meilen Entfernung. Und doch hat man das Gefühl, dass in einer anderen Liga spielt.

75 Millionen Euro hat sich der FC Arsenal die Dienste des deutschen Halbstürmers kosten lassen. Nur Nicolas Pepe vom OSC Lille war 2019 mit 80 Mio. Euro noch teurer als der ehemalige Leverkusen-Profi.
Chelsea hatte am 4. September 2020 eine „Sockel-Ablöse“ von 80 Mio. Euro für Havertz an Bayer Leverkusen bezahlt – und ihn damit zum teuersten deutschen Spieler aller Zeiten gemacht.

Man kann nicht sagen, dass Havertz nicht geliefert hätte. Der gebürtige Aachener ist der einzige Spieler, der bei Siegen mit jeweils einem Tor Differenz in den Finals um die Champions League und um die FIFA Klub-WM den entscheidenden Treffer erzielte. Am 29. Mai 2021 machte er die „Blues“ in Porto (Siehe Premier League Offside, Folge 16) gegen Manchester City (1:0) zum Champions-League-Sieger. Gegen Palmeiras Sao Paulo traf er im Februar 2022 im Finale der Klub-WM in Abu Dhabi zum erlösenden 2:1 in der Verlängerung.

Im 600 Millionen-Euro-Kaufrausch von Chelseas neuem Eigentümer Todd Boehly in der vergangenen Saison ging Havertz‘ Qualität ziemlich unter.

Ein Wunschspieler von Arteta

Sieben Saisontreffer in der Premier League waren trotz aller Widrigkeiten und Platz 12 in der Liga sein zweitbester Wert in der englischen Eliteklasse. 47 Tor-Beteiligungen (32 Treffer) lieferte Kai Havertz in 139 Pflichtspielen für den FC Chelsea.

Vor allem die Vielseitigkeit des Champions-League-Siegers von 2021 machte ihn bei Arsenal-Coach Mikel Arteta zum Wunschspieler. „Er wird unserem Mittelfeld enorm viel Kraft und unserem Spiel Abwechslung verleihen“, sagt Arteta über ihn.

Havertz könnte im 4-2-3-1 der „Gunners“ als hängende Spitze agieren oder – noch wahrscheinlicher – als zweiter Achter neben dem norwegischen Superstar Martin Ödegaard, so Arteta 4-3-3 spielen lässt. Mit Havertz und möglicherweise auch mit Declan Rice vom Stadtrivalen West Ham United hätte Arsenal im zentralen Mittelfeld richtig viel Qualität hinzugewonnen. Für den Conference-League-Gewinner von den „Hammers“ stehen 120 Mio. Euro Ablöse im Raum.

Beliebtes Motiv auf jeder Fußballreise zum FC Arsenal: Die Legenden an der Fassade des Emirates Stadium. Foto: Shutterstock.

„Für Havertz und Rice hieße es: Hoch in den Norden – nicht nur geografisch in London“, schrieb England-Legende Keir Radnedge am 29. Juni 2023 im Kicker-Sportmagazin, „sondern vor allem tabellarisch.“

Definitiv. Havertz wird mit Arsenal in der Champions League spielen, während Chelsea international nur zuschaut. Die „Königsklasse“ ohne den Sieger von 2021 und 2012, das hatte es zuletzt 2018 gegeben.
Eine Fußballreise zum FC Arsenal wird durch den feststehenden Transfer von Kai Havertz an Wertigkeit gewinnen. Bei Chelsea ist der Deutsche zwar kein Klub-Idol geworden wir Michael Ballack, aber beim FC Arsenal empfangen sie ihn mit offenen Armen.

„Er verfügt über eine hohe Vielseitigkeit“, so Arteta, „ist ein sehr intelligenter Spieler.“ Manchmal geht es im Fußball auch um die Wertschätzung.

Der Autor: Carsten Germann berichtet seit 2002 aus erster Hand über den englischen Fußball, u. a. für DIE WELT, BILD am SONNTAG und seit April 2021 auch als leitender Redakteur beim Portal Fussballdaten.de. Zudem gab er mit den Büchern Football’s home (2007) und Absolute Dynamite! (2010) zwei Sammelbände mit seinen Fußball-Reiseerlebnissen aus Großbritannien heraus. Für DIE FUSSBALLREISE schreibt er seit 2019 regelmäßig über den Insel-Kick.