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Autor: Carsten Germann
Veröffentlicht: 15.12.2023

Veröffentlicht in Premier League Offside

FC Liverpool: Klopp for Life – Im Kreis der absolut Größten

Der FC Liverpool empfing am 17. Dezember 2023 Manchester United zum großen Klassiker in der Premier League. Der deutsche Coach, der seit Oktober 2015 in Anfield wirkt, muss in diesem Derby wahrlich nichts mehr beweisen. 5:0 hieß es in Old Trafford am 24. Oktober 2021 und 7:0 stand gegen die „Red Devils“ am 5. März 2023 zu Buche. Es war die höchste Niederlage für Manchester United in der Premier League – an einem auch für mich unvergesslichen Fußball-Sonntag. Nun bringt ein Liverpool-Idol den Verbleib von Klopp über 2026 hinaus ins Spiel.


Es ist Markus Babbel, den ich seit 2019 kenne und dessen Expertisen ich sehr schätze. Er holte mit Liverpool 2001 das „Triple“ mit UEFA-Cup, FA Cup und englischem Ligapokal. Seine Aussage in einem Kicker-Interview vom 14. Dezember 2023, „Klopp: Warum nicht für immer?“, hat mir den Denkanstoß für diese Kolumne gegeben.

Für Erik ten Hag, für dessen Personal Manchester United und seine US-amerikanischen Macher seit 2022 mehr als 400 Millionen Pfund investiert haben – um dann in der Champions League als Gruppenletzter raus zu gehen – kann bei einer Pleite alles vorbei sein. Für Klopp ist kein Ende in Sicht.

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Fußballreisen FC Liverpool: Jürgen Klopp auf einem Wandgemälde an der Jordan Street. Foto: Imago.

Warum sollte Klopp Liverpool eigentlich verlassen?

„Warum muss denn überhaupt etwas anderes kommen?“, stellte Markus Babbel im Interview die Gegenfrage zur immer noch schwelenden Thematik „Klopp als Bundestrainer“ (die für mich keine ist).

„Klopp und Liverpool, das funktioniert jetzt seit Jahren hervorragend. Warum denn nicht für immer? Warum soll er krampfhaft etwas anderes machen? Wenn er noch weiter Trainer sein möchte ab 2026, sollte er bleiben. Er hatte dort Erfolge, aber man hat vor allem auch in Krisenzeiten zueinander gestanden.“

Vor den Triumph am 1. Juni 2019 im Champions-League-Finale in Madrid gegen Tottenham Hotspur und Harry Kane (30) hatten die Fußballgötter nämlich 6 Final-Pleiten gesetzt, davon 3 mit Liverpool (Ligacup und Europa League 2016, Champions League 2018 gegen Real Madrid in Kiew).

Klopp scherzte 2019 in einem Interview mit der Deutschen Welle: „Wenn der liebe Gott mich dafür braucht, um zu zeigen, dass jemand sechs Endspiele in Folge verliert und er es tatsächlich auch noch ein siebtes Mal versucht, dann bin ich die perfekte Person dafür.“

Das tat der oft und gern zitierte Fußballgott zum Glück nicht. Mit dem 1. Juni 2019 war der Bann gebrochen und „The Normal One“, wie Klopp sich bei seiner Ankunft in Anfield mit viel Bescheidenheit selbst nannte, wurde zum „Kaiser of the Kop.“

„Jürgen Klopp hat sich in die Geschichte des FC Liverpool eingetragen. Das werden ihm die Leute nicht vergessen“, sagte Sky-Experte Dietmar Hamann, der als Spieler mit dem Bayern-München-Trio Markus Babbel, Hamann und Christian Ziege in Liverpool Erfolge feierte, nach dem CL-Finale von Madrid.

Klopp prägt den Club – und auch das Stadtbild

Jürgen Klopp ist in Liverpool inzwischen allgegenwärtig. Unternehmen wir einen Streifzug durch die Stadt am River Mersey.
In der Jordan Street, unweit des Royal Albert Dock, findet sich eines der ältesten Wandgemälde mit Jürgen Klopp. „We are Liverpool… This means more“, ist der Titel. Das muss man nicht übersetzen.

Klopps Konterfei ist seit 2022 (natürlich) auch am Guest House Klopps Boot Room (Anfield) zu sehen.

Ebenso ist das Klopp-Wandgemälde in der Nähe des Stadions mit der Inschrift „Boss – You know he said so“ – eine liebenswerten Hommage mit dem Beatles-Titel I feel fine auf Jürgen Klopp – ein beliebtes Motiv für Fans und Fußballtouristen.

Klopp, die „Reds“ und die Beatles – mehr Fußballreise FC Liverpool geht nicht. Dieser Magie kannst du dich in dieser Stadt nicht entziehen.

Und Klopp? Nur wenige deutsche Trainer können auf so eine ungebrochene Popularität bei den Fans blicken. Jürgen Norbert Klopp brachte nach 7 titellosen Jahren, die in Anfield wie eine Ewigkeit anmuteten, den Erfolg an die Merseyside zurück.
Seine Roll of Honour: Champions-League-Sieger 2019, UEFA Supercup 2019, FIFA Klub-Weltmeister 2019, Englischer Meister 2020 nach 30 Jahren Abstinenz, FA Cup- und Ligapokalsieger 2022.

Den überfälligen personellen Umbruch – Liverpool wirkte 2022/2023 überspielt und nicht mehr titelhungrig – hat er in dieser Saison bemerkenswert gemeistert (Siehe Premier League Offside „Überall auf dem Planeten“).

Im April 2022 hat Jürgen Klopp seinen Vertrag beim FC Liverpool vorzeitig bis 2026 verlängert. Dass er anschließend zu einem anderen Premier-League-Club wechseln wird, ist möglich, aber nicht wahrscheinlich.

Houllier, Benitez, Klopp – Liverpool braucht charismatische Trainer

Als ich 2001 zum ersten Mal eine Fußballreise FC Liverpool (gegen den BVB) unternahm, gab es dort mit dem leider 2020 verstorbenen Franzosen Gérard Houllier auch einen Trainer, den die Anhänger auf dem „Kop“, Liverpools berühmtester Fan-Tribüne, besungen haben.

„Who let the Reds out? Hou-Hou-Houllier“, lautete damals das Wortspiel. Es folgte der nicht weniger warmherzige Spanier Rafael Benitez („The Rafalution“), der die letzte Erfolgs-Ära für Liverpool vor Klopp prägte – und der in seinen Interviews immer so herrlich bescheiden war.

Dass ein deutscher Trainer sich in der Premier League nicht nur etablieren könnte, sondern zu einem der berühmtesten One-Club-Manager avancieren könnte, hatte ich vor Klopp nicht für möglich gehalten. Zu schwierig schien mir das Umfeld in der englischen Eliteliga. Ein Vollprofi wie Felix Magath hat dies beispielsweise beim FC Fulham – bei allem Respekt vor seinen Leistungen als Trainer in Deutschland – nicht geschafft.

Bei „Kloppo“ hatte ich keinen Zweifel. „This is the Klopp-Rock“, hieß es 2015 bei seinem ersten Sieg in der Premier League bei Sky Sports UK, einem epischen 3:1 beim FC Chelsea und José Mourinho. Damit ging es los. Heavy Metal statt langsamem Walzer. Im Rhythmus von Anfield, Sir James Paul McCartney und Johannes Lennon. Seit 8 Jahren und seit über 450 Spielen.

Selbst, wenn Jürgen Klopp 2026 geht, steht er für mich (längst) in einer Reihe mit One-Club-Managern in England wie Arsene Wenger vom FC Arsenal, Sir Alexander Chapman Ferguson („Not in my Lifetime“ / 38 Titel mit Manchester United) oder Sir Matt Busby, der für Manchester United gleich zwei Erfolgsmannschaften formte – unter anderem mit dem legendären George Best und Englands Fußball-Idol Sir Bobby Charlton.

Der Autor

Carsten Germann berichtet seit 2002 aus erster Hand über den englischen Fußball, u. a. für DIE WELT, BILD am SONNTAG und SPORT BILD sowie seit 1. April 2021 als leitender Redakteur bei Fussballdaten.de.

Zudem gab er mit den Büchern Football’s home (2007) und Absolute Dynamite! (2010) zwei Sammelbände mit seinen Fußball-Reiseerlebnissen aus Großbritannien heraus. Für DIE FUSSBALLREISE schreibt er bereits seit 2019 wöchentlich über den Insel-Kick.


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