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Autor: Carsten Germann
Veröffentlicht: 21.12.2023

Veröffentlicht in Fußball News & Infos

Führen Fußballreisen bald in die Super League?

Drei Tage vor Weihnachten gab es in Sachen Super League eine neue Entwicklung. Der Europäische Gerichtshof hat am 21. Dezember 2023 und 17 Monate nach der Gründung der ominösen Super League (die-fussballreise.de berichtete) zumindest juristisch nun doch den Weg für die umstrittene Liga frei gemacht. Ob und wann es diesen Wettbewerb geben wird, ist nach wie vor höchst fraglich.

Trotzdem sprach man bei Real Madrid von einem „großen Tag in der Geschichte des Fußballs.“
Die von den Fußballverbänden FIFA und UEFA beanspruchte Monopolstellung sei „nicht vereinbar mit dem Wettbewerbsrecht“, hieß es in der Urteilsbegründung.

Damit ist die Tür offen für die 12 Clubs, die 2021 eine Europa Super League ins Leben rufen wollten und die Fans in den Top-Ligen auf die Barrikaden brachten. Die Treiber einer Super League hatten nach der krachend gescheiterten Gründung im April 2021 gegen die unlautere Monopolstellung von UEFA und FIFA geklagt.

Dann übergab ein Madrider Gericht den Fall an den EuGH. Die Sportmarketingagentur A22, hinter der die letzten verbliebenen Befürworter Real Madrid und FC Barcelona stehen, hatte sich der Klage angeschlossen und einen erneuten Vorstoß mit verändertem Konzept gewagt. Offenbar mit Erfolg.

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April 2021: Auch auf den Rängen im Emirates Stadium des FC Arsenal liefen die Fans, im Bild die Anhänger von Manchester City beim Gastspiel in London,Sturm gegen die geplante Europa Super League. Foto: Imago

Rückblende: Die anfangs beteiligten englischen Clubs FC Arsenal, FC Chelsea, FC Liverpool, Tottenham Hotspur und die beiden Manchester-Vereine City und United zogen sich im April 2021 und mitten in der Corona-Pandemie binnen kürzester Zeit auf Druck von Spielern und Fans aus dem Vorhaben zurück. Innerhalb von 72 Stunden brach das Konstrukt in sich zusammen.

Tiefpunkt der Fan-Proteste gegen die Super League in England war ein Platzsturm von aufgebrachten Anhängern der „Red Devils“ am 2. Mai 2021 vor dem England-Klassiker Manchester United gegen den FC Liverpool im Old Trafford-Stadion. Das Spiel wurde abgesagt.

Am 21. April 2021 waren zuvor auch die drei italienischen Befürworter, Inter und AC Mailand sowie Juventus Turin (Anfang 2023) ausgestiegen, ebenso Atlético Madrid.

„Super League ist nur auf Standby“

Nur der FC Barcelona und Real Madrid kämpften weiterhin für das finanziell mehr als lukrative Projekt. Für den mächtigen Real-Boss Florentino Perez, dessen Wahl-Versprechen in Madrid stets teure Superstars (wie Luis Figo, Zinedine Zidane, David Beckham oder Ronaldo Nazario) waren, sah die „Super League nur auf Standby.“

Offensichtlich zu Recht, denn in dieser Zeit kümmerten sich die Befürworter um ein neues Konzept. Es sieht vor, dass in einer geschlossenen Liga zwischen 60 und 80 Klubs in mehreren Spielklassen mit Auf- und Abstieg antreten sollen. Statt dauerhafter Mitglieder, wie Anfangs mit den ersten 12 Clubs („The Dirty Dozen“ / „Das dreckige Dutzend“) sei ein offener Zugang über die nationalen Ligen angedacht.

BBC Sport schrieb am 21. Dezember 2023 über 64 Clubs. Diese würden in mehrere Liga-Ebenen eingeteilt, in der so genannten „Star League“ und der „Gold League“ wären je 16 Teams am Start. Die „dritte Liga“, die „Blue League“ würde aus 32 Vereinen bestehen- Auf- und Abstiegsregelungen inklusive. Die besten 8 Clubs jeder Liga würden in einer K.o.-Phase analog zur Champions League antreten, mit Viertel- und Halbfinals in Hin- und Rückspiel-Format.

Zudem soll die Super League kostenlos im TV und anderen Medien zu sehen sein. Das kann man von der Champions League nicht behaupten, sie findet in Deutschland im frei empfangbaren Fernsehen schon lange nicht mehr statt.

Unverändert bleibt jedoch der destruktiv-rivalisierende Charakter der neuen Liga mit den UEFA-Wettbewerben, insbesondere mit der Champions League, die im September 2024 mit einem neuen Modus aufwartet.

Das Urteil von Madrid brachte jedoch nicht alle der ersten 12 Teilnehmer zurück auf die Seite der Super-League-Befürworter.

Der englische Rekordmeister Manchester United veröffentlichte am 21. Dezember eine Mitteilung, in der sich die „Red Devils“ „komplett zu den UEFA-Wettbewerben bekennen“. Diese Position, so das Statement von United, habe sich nicht geändert.

Auch beim FC Liverpool nicht. „Ich stimme dieser Aussage zu 100 Prozent zu und bin der gleichen Meinung wie vorher. Aber ich mag das Urteil trotzdem – ich mag es einfach, dass wir endlich begreifen, dass die FIFA und die UEFA und andere Verbände oder was auch immer nicht einfach machen können, was sie wollen“, sagte Liverpools deutscher Trainer Jürgen Norbert Klopp, angesprochen auf der Pressekonferenz zum Premier-League-Klassiker gegen den FC Arsenal am 23. Dezember 2023.

Bayern München, ohnehin kein Befürworter des Projekts, erneuerte am 21. Dezember 2023 seine Ablehnung: „Die Tür des FC Bayern für die Super League bleibt geschlossen“.

„Europäische Zombie-Liga“

Die Fan-Verbände blieben ebenfalls bei ihrer unverändert harten Ablehnung der Super League gegenüber. „Für eine nicht durchdachte, abtrünnige Super League ist im Fußball kein Platz“, hieß es von Seiten der Football Supporters Association, „Fans, Spieler und Clubs haben bereits klar gemacht, dass sie diese zusammengeflickte Liga nicht wollen und wir alle wollen, dass der Abzug gedrückt wird für dieses leblose Monster, dass diese europäische Zombie-Liga darstellt.“

Klare, harte Worte.

In Barcelona sieht man das nach wie vor anders. „Barca“, das gerade sein Estadio Camp Nou für ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro umbaut, gehört immer noch zu den Hardlinern in Sachen Super League.

„Die Zeit ist reif, um den Clubs eine größere Kontrolle über ihr Schicksal zu überlassen“, sagte Barcelonas mächtiger Präsident Joan Laporta, „ein verbesserte europäischer Wettbewerb würde die nationalen Ligen besser ausbalancieren und wettbewerbsfähiger machen. Wir glauben an diese historische Chance und der FC Barcelona wird Methoden vorstellen, um die gängigen europäischen Wettbewerbe zu verbessern.“

Hatte man 2021 mit Hilfe des US-amerikanischen Bankhauses JP Morgan Chase über ein Finanzvolumen von 3,5 Milliarden Euro für die Super League aufrufen können – insbesondere sollte dieses Geld den Clubs den Neustart nach der verheerenden Corona-Pandemie erleichtern und eine neue Infrastruktur schaffen – so sind aktuell keine Preisgelder aufgerufen worden.


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