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Autor: Carsten Germann
Veröffentlicht: 31.08.2023

Veröffentlicht in Premier League Offside

Mythos Deadline Day – Die Premier-League-Transfers des Sommers

Der „Deadline Day“ – Am Ende jeder Sommer-Transferperiode überschlagen sich die Wechselmeldungen. Die wichtigste Erkenntnis: Die Premier League bleibt der absolute Transfer-Krösus.

Auch die Transfer-Offensive vom Persischen Golf, der gigantische Kauf-Rausch der Saudi Pro League in Saudi-Arabien, fast schon so etwas wie tägliche Nerv-Meldungen, konnte diesen Status nicht gefährden.

Zwar gaben die Saudis mehr als 845 Mio. Euro für neue Stars aus – unter anderem holten Sie Neymar von Paris St.-Germain, Monsieur Le Benzema von Real Madrid und die beiden Ex-Liverpool-Profis Jordan „Hendo“ Henderson (siehe Premier League Offside „Ein unmoralischer Transfer?“) und Roberto Firmino, doch an das Transfer-Volumen der Premier League kamen die Scheichs nicht heran.

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Flucht aus der Premier League? Romelu Lukaku wurde bei der AS Rom begeistert empfangen. Foto: Imago

163 Mio. Euro nur für Championship-Transfers

Ob das einen Fußball-Nostalgiker beruhigt? Ich weiß es nicht! 2,44 Milliarden Euro wurden im Sommer-Transferfenster in England umgesetzt. Damit steht die englische Eliteliga weiter klar über den Dingen.

Dazu kommen noch einmal 163 Mio. Euro in der zweiten englischen Liga, der Championship. Absteiger FC Southampton transferierte den Belgier Romeo Lavia für 62 Mio. Euro zum FC Chelsea, das ist ein neuer Rekord in der Championship. 

Die Klubs der italienischen Serie A gaben 836 Millionen, die Vereine der französischen Ligue 1 nur 740 Mio. Euro aus. Die Bundesliga kommt auf Rang 5 auf 712 Mio. Euro Transferausgaben – von denen allein 100 Mio. Euro auf Harry Kane vom FC Bayern gingen.

Nur 3 Spieler verließen die Insel übrigens für noch höhere Summen als Kane: Gareth Bale, Eden Hazard (beide zu Real Madrid / 101 bzw. 115 Mio. Euro) und der Brasilianer Philippe Coutinho vom FC Liverpool, der sich 2017/2018 für 135 Mio. Euro dem FC Barcelona anschloss.

Spaniens La Liga hielt in diesem Sommer Sparkurs: Nur 404 Mio. Euro wurden für neue Spieler ausgegeben.

Transfer-Rekorde wackeln, fallen aber nicht

Aber wer wechselte in England zu welchem Klub? Nationalspieler Declan Rice vom Conference-League-Sieger West Ham zog es innerhalb Londons zum großen Nachbarn FC Arsenal – für umgerechnet 116,6 Mio. Euro.

Damit verpasste der auch von Bayern umworbene Mittelfeldspieler knapp den Allzeit-Rekord für einen englischen Spieler. Den hält weiterhin Jack Grealish von Manchester City, mit 117,5 Mio. Euro, die die „Sky Blues“ 2021 an Aston Villa zahlten.

Auch der Allzeit-Transfer-Rekord für einen in die Premier League wechselnden Spieler blieb stehen. Diese Marke hält weiterhin der argentinische Weltmeister Enzo Fernandez, der im Januar 2023 für 121 Mio. Euro von Benfica Lissabon zum Chelsea Football Club kam.

Neu in der Top 4 der teuersten Premier-League-Transfers aller Zeiten ist Moises Caicedo vom FC Chelsea. Bei Brighton & Hove Albion dürfte man sich über die Summe von 116 Mio. Euro freuen, denn der Ecuadorianer spielte erst seit Januar 2022 für die „Seagulls“. Kein schlechtes Geschäft. Die „Blues“ von der Stamford Bridge verwendeten unter der Regie von US-Eigentümer und Milliardär Todd Boehly noch einmal 417 Mio. Euro für die Rundum-Erneuerung ihres Kaders.

Vergleichsweise verhalten agierte man beim FC Liverpool. Dominik Szoboszlai von RB Leipzig und Weltmeister Alexis Mac Allister von Brighton & Hove Albion kosteten die „Reds“ 112 Mio. Euro – bei 132 Mio. Transfer-Ausgaben insgesamt.

Ob diese defensive Strategie der US-amerikanischen Eigentümer für den personellen Umbruch an der Merseyside ausreicht, wird die Saison zeigen. Ich persönlich bin davon noch nicht überzeugt.

Der teuerste Premier-League-Import aus der Bundesliga kommt von RB Leipzig – und zwar ist dies der kroatische Nationalspieler Josko Gvardiol, der für 90 Mio. Euro bei Meister Manchester City unterschrieb.
Richtig Kasse machte der FC Arsenal einen Tag vor Transfer-Ende: Der US-amerikanische Stürmer Folarin Balogun ging für 30 Mio. Euro „im Sakko nach Monaco“, zum Klub aus dem Fürstentum und Trainer Adi Hütter.

Im Endspurt gab der Tabellenletzte vom FC Everton am 29. August 2023 noch einmal 25 Mio. Euro für den portugiesischen Mittelstürmer Beto (eigentlich Norberto Bercique Gomes, Weltkarriere unter bürgerlichem Namen nicht möglich) von Udinese Calcio aus.

„Big Rom“ in Rom

Der drittteuerste Everton-Spieler aller Zeiten, „Big Rom“ Romelu Lukaku, wechselte am 30. August 2023 von seinem aktuellen Arbeitgeber FC Chelsea per Leihe zurück in die Serie A – zur AS Rom und seinem Trainer-Mentor José Mourinho.

Der Sturmtank und „The Special One“, den ich 2013 in Leipzig kennenlernte, arbeiten zum dritten Mal zusammen.

„Romelu Lukaku bleibt eines der größten Rätsel der Premier League“, schrieb BBC Sport zum Lukaku-Abflug am „Deadline Day“. Dabei war seine Tor-Bilanz bei 0,44 Treffern aus 278 Spielen exzellent. Bei Everton, Manchester United und West Bromwich Albion schoss sich der Belgier mit 121 Tor-Erfolgen auf Rang 20 der ewigen Premier-League-Torschützenliste.

Nur bei Chelsea funktionierte er 2021/2022 unter Coach Thomas Tuchel eben nicht – nur 8 PL-Treffer. Dass Kritiker ihm nun nachsagen, dass er „in der Premier League kein Erfolg“ war, kann man getrost ins Reich der Fabel verweisen.

Lukaku ist Klasse und er wurde in der ewigen Stadt gebührend und wie ein Heilsbringer empfangen: 5.000 Fans waren am Flughafen, als Roma-Eigentümer Dan Friedkin den Stürmerstar einflog, also persönlich am Knüppel saß.

Das hat es seit Bourvil und der großen Sause nicht mehr gegeben. Spaß beiseite: Das ist allerbeste Serie-A-Folklore.

Der Autor

Carsten Germann berichtet seit 2002 aus erster Hand über den englischen Fußball, u. a. für DIE WELT, BILD am SONNTAG und SPORT BILD sowie seit 1. April 2021 als leitender Redakteur bei Fussballdaten.de. Zudem gab er mit den Büchern Football’s home (2007) und Absolute Dynamite! (2010) zwei Sammelbände mit seinen Fußball-Reiseerlebnissen aus Großbritannien heraus. Für DIE FUSSBALLREISE schreibt er regelmäßig über den Insel-Kick.


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